Giuseppe Verdi: Luisa Miller

Lügen und Intrigen, Mord und Totschlag, verratene Liebe, Gift und Dolch – würde heute aus diesen Ingredienzien eine Geschichte gebastelt: Man würde unvermeidlich von Kitsch reden. Und selbst in vergangenen Jahrhunderten gab es nur wenige Autoren, die damit umgehen konnten, ohne vor Mit- oder spätestens Nachwelt lächerlich zu werden. Zu den wenigen gehören das Ausnahme-Talent…

Wolfgang Amadeus Mozart: Idomeneo

Mit Idomeneo (1781) fing Wolfgang Amadeus Mozart eine neue Phase seines künstlerischen Wirkens an. Er war nun 25 und definitiv kein Wunderkind mehr. Idomeneo ist sozusagen das erste Werk des erwachsenen Mozart. Heute von seinen späteren Opern in den Hintergrund gedrängt, hat sie der Komponist zeitlebens für seine beste gehalten. Nun sind Aussagen von Künstlern…

Giacomo Puccini: Madama Butterfly

Musikwissenschafter rechnen Puccinis Oper Madama Butterfly zum sog. ‘Verismus’, der auch der Literaturwissenschaft bekannten italienischen Variante des Realismus oder Naturalismus. Der ‘Verismo’ zeichnet sich durch exakte Beschreibung und Sozialkritik aus, was ja aus dem Naturalismus nicht unbekannt ist. Bei Madama Butterfly zeigt sich der ‘Verismo’ schon im Libretto: Der US-amerikanische Marine-Offizier B. F. Pinkerton kauft…

Ludwig van Beethoven: Fidelio

Was den Franzosen ihre Revolution, war den Deutschen ihr Fidelio. Während die Franzosen ganz praktisch ihren Tyrannen beseitigten und nicht davor zurückscheuten, ihn einen Kopf kürzer zu machen, wurde in Deutschland der Aufstand auf dem Theater geprobt. Allenfalls auch sonst – auf dem Papier, ob nun Damon, den Dolch im Gewande, zu Dionys schlich, oder…

Pjotr Iljitsch Tschaikowski: Nussknacker und Mausekönig

Man kennt Tschaikowskis Ballett unter dem Namen Der Nussknacker. Dass ich den Titel des zu Grunde liegenden Serapionsbrüder-Märchens von E. T. A. Hoffmann verwende, liegt daran, dass es auch das Opernhaus Zürich für seine diesjährige Aufführung so macht. In seinem Waschzettel gibt das Opernhaus den Grund dafür an: Tschaikowski lernte den Stoff nur in bearbeiteter…

Wolfgang Amadeus Mozart: Die Zauberflöte

Die Zauberflöte gehört zu den wenigen Opern, bei denen auch schon der Text immer wieder Anlass zu Interpretationen geboten hat. Das liegt daran, dass Emanuel Schikaneders Libretto so ziemlich alles bedient, was einer Interpretation würdig sein kann. Es behandelt den Zusammenprall von Kulturen, von Gut und Böse, Mann und Frau, Jung und Alt, (Schwieger-)Mutter und…

Wolfgang Amadeus Mozart: Die Entführung aus dem Serail

Singspiel von Wolfgang Amadeus Mozart (Musik) und Johann Gottlieb Stephanie d. J. (Text). Inszenierung von David Hermann am Opernhaus Zürich vom 11. November 2016. Mitwirkende: Bassa Selim: Sam Louwick Konstanze: Olga Peretyatko Blonde: Claire de Sévigné Belmonte: Pavol Breslik Pedrillo: Michael Laurenz Osmin: Nahuel Di Pierro Janitscharen: Katarzyna Rzymska, Bettina Siegfried, William Lombardi, Michael Schwendinger…

Herbstbott der Gottfried Keller-Gesellschaft Zürich

Bott – das hat nichts mit ‘Bottich’ zu tun, sondern mit dem Schweizerdeutschen Partizip Perfekt von ‘bieten’, also ‘geboten’. ‘Geboten’ nämlich im Sinn von ‘aufgeboten’ – ein ‘Bott’ ist nichts anderes als eine Jahres- oder Generalversammlung. Vor allem die – sagen wir – stark traditionsverhafteten Schützenvereine hierzulande verwenden den Begriff gern. Und natürlich die Gottfried…

Bob Dylan erhält den Nobelpreis für Literatur 2016

Heute wurde bekannt gegeben, dass Bob Dylan den Nobelpreis für Literatur erhalten wird. Ein paar Fans jubeln. Die Masse sagt: “Endlich ein Nobelpreisträger, den ich kenne.” Ein paar Kritiker weisen schon darauf hin, dass bereits weiland Homer “Sänger” gewesen sei, der Literaturnobelpreis damit sozusagen an die Wurzeln der Literatur zurückkehrt. Es stimmt, dass die Ilias…

Christian Hermann Weisse: System der Ästhetik als Wissenschaft von der Idee der Schönheit

Was kann man von einer Ästhetik erwarten, die geschrieben wurde von jemand, der von Beruf Theologe und von Berufung Hegelianer ist? Die Frage stellen, heisst zugleich, sie beantworten. Christian Hermann Weisse stellt eine Ästhetik auf, die dem von Hegel definierten dialektischen Dreischritt von These-Antithese-Synthese zu folgen vorgibt. Diese Vorgehensweise ist für ihn die einzig wissenschaftliche,…