Bernd B. Badura: Werke eines großen Meisters. Ein Kurzgeschichtenerzählroman

All-Age-Fantasy, Urban Fantasy – das sind so die Etiketten, die ich diesem Text schon angeklebt gefunden habe. Wenn man den Autor, Bernd B. Badura, selber fragt, wie ich es an der Leipziger Buchmesse getan habe, wird er einem sagen, das Buch sei für alle Humanoiden gedacht. Was die Sache auch nicht besser macht für mich, bin ich mir doch nicht sicher, ob ich nun humanoid sei oder asteroid…

Ernsthaft. Bernd B. Badura ist mir an der Leipziger Buchmesse aufgefallen, wo er für sich alleine einen kleinen Stand gemietet hatte und sich und sein Buch ausstellte, ge- oder verkleidet wie die Zauberkünstler meiner Kindheit. So viel Engagement muss belohnt werden, dachte ich, und habe, wieder zu Hause, sein Buch bestellt – allerdings nicht in der von ihm beworbenen Hardcover-Ausgabe von Books on Demand, sondern in einer Softcover-Version des Traumstunden Verlags.

Was soll ich zum Text sagen? Er spaltet mein Leser-Herz so ziemlich. Da ist einmal die Geschichte als solche: Schapo Klack, Bibliothekar im Traumland, wird von Morpheus, dessen Herrscher, auf eine Queste geschickt. Er soll in der Realität nach dem Grund suchen, warum in letzter Zeit das feine Gespinst, das labile Gleichgewicht, zwischen dieser und dem Traumland gestört ist. Schapo entledigt sich seiner Aufgabe, indem er – Geschichten erzählend, Geschichen hörend – sich in der Gegend des realen Köln treiben lässt. Er ist halt letzten Endes auch in der Realität ein Träumer, aber gerade dieses Sich-treiben-Lassen führt ihn ans Ziel.

Nun erinnert diese Vermischung von Traum und Realität in vielem an Ähnliches, das wir schon von Lovecraft oder Dunsany kennen. Anders als bei Lovecraft hat hier der Träumer eine Queste in der Realität zu erfüllen. Ehrlich gesagt mochte ich die Grundidee der Geschichte und ihre Ausführung. Immer wieder werden andere Geschichten in die Hauptgeschichte eingeflochten, die dann die Hauptgeschichte wieder beeinflussen. Im Gegensatz zur klassischen Queste, wo der Held weitere Helden um sich sammelt, bleibt Schapo Klack ein Einzeltäter. Es geht in den Werken eines großen Meisters um die Magie des Erzählens als solche, eine Magie, die vom Helden denn auch gerettet wird. Der Roman ist tatsächlich eher für Kinder und Jugendliche gedacht: Es gibt wenig Gewalt (nicht einmal verbale, d.h., es wird nicht einmal geschimpft oder geflucht) und gar keinen Sex. Das Maximum der diesbezüglichen Gefühle ist ein Kuss auf die Wange, den Schapo von einer Dame erhält. Nun, das muss nicht einmal schlecht sein für eine Geschichte.

Soweit die positive Seite. Die andere Hälfte meines Leser-Herzens wurde mir aber so recht umgedreht. Es wird zwar auf dem Vorsatzblatt ein Lektorat erwähnt, sogar mit Namen, die ich hier verschweige. Was aber dieses Lektorat tatsächlich geleistet haben soll, ist mir schleierhaft. Ich meine jetzt nicht irgendwelche Tipp- oder Satzzeichenfehler, sondern die Sprache des Romans als solche. Der Autor steht offenbar mit den verschiedenen Ebenen, die die deutsche Sprache aufweist, ein bisschen auf dem Kriegsfuss. Diverse Male habe ich zum Beispiel verblüfft aufgehorcht, wenn der Held wieder in einer Bahnhofs-Restauration, in einem Schnellimbiss, ein Sandwich ‘genoss’. Ich bin selber recht viel unterwegs, hin und wieder auch mit dem Zug, hin und wieder esse ich auch so ein Sandwich in einem Zug oder in einer Bahnhofs-Restauration – ich kann versichern: So etwas ist kein Genuss. Ähnliche stilistische Brüche, Brüche im Niveau, gibt es ein paar – plötzlich schleicht sich ein Wort ein, das drei oder vier Etagen höher wohnen sollte, als die Alltagssprache, die ansonsten verwendet wird. (Dass Autor und Lektorat sich offenbar auch der Grammatik nicht immer sicher sind, merkt man dann, wenn der Held sich an ein Gegenüber wand. Nun ist ‘wand’ leider das Präteritum von ‘winden’ – am bekanntesten aus ‘sich winden’ – während das Präteritum von ‘wenden’ hätte ‘wandte’ lauten sollen.) Vielleicht liegt’s ja an der Gegend: Ich erinnere mich ähnlicher sprachlicher Unsicherheiten beim berühmtesten Kölner Autor, Heinrich Böll.

Aber schade ist’s allemal. Solche Holprigkeiten werfen mich aus der Bahn und verderben einen eigentlich durchaus vorhandenen Spass an der Geschichte.

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