Wilhelm Weischedel: Die philosophische Hintertreppe

Dieses Buch wollte ich schon vor schätzungsweise fünfzig Jahren ‘irgendeinmal’ oder auch ‘demnächst’ lesen und bin aus irgendwelchen Gründen nie dazu gekommen. Bis vor kurzem. Es gibt den schönen Satz: „Besser spät als nie.“ Es gibt aber auch den bedauernden Ausruf: „Zu spät!“ … Zu spät tatsächlich habe ich dieses Buch nun gelesen. Es hätte…

David Edmonds: Die Ermordung des Professor Schlick. Der Wiener Kreis und die dunklen Jahre der Philosophie

Den Autor David Edmonds haben wir bereits hier einmal am Rande erwähnt – ohne ihn zu verschlagworten allerdings. Der Titel der dort besprochenen Dissertation bezieht sich tatsächlich auf ein Buch, das Edmonds zusammen mit J. Eidinow 2001 veröffentlicht hat. (Die Feuerhaken-Anekdote wird auch in diesem Buch hier erwähnt. Sie scheint allerdings einseitig auf einem Bericht…

Christian Wolff: Disquisitio philosophica de loquela / Philosophische Untersuchung über die Sprache

Lernen die Studierenden der Philosophie (wenn das Fach überhaupt noch existiert und nicht wegen mangelnder ökonomischer Verwertbarkeit gleich ganz von der betreffenden Universität verbannt wurde) Christian Wolff heute noch kennen? Zu meiner Zeit war er uns noch ein Begriff. Und zwar genau das, nicht mehr und nicht weniger: ein bloßer Begriff. Was wir von ihm…

Hermann Ebbinghaus: Über das Gedächtnis

Ebbinghaus’ Untersuchungen zum Gedächtnis aus dem Jahre 1885 sind von den Forschungsresultaten her unterdessen wohl veraltet. Außerdem zeichnen sie sich durch aus heutiger Sicht gravierende methodologische Fehler aus. Der schwerwiegendste davon ist wohl der, dass der Versuchsleiter zugleich auch das Versuchskaninchen war – und das einzige noch dazu. Aber – und das ist der Grund,…

Lukrez: De rerum natura

Über nichts Geringeres als Über die Beschaffenheit der Welt will Lukrez in diesem sechsbändigen Lehrgedicht schreiben. Er folgt dabei dem Lehrer seiner Schule, Epikur, ziemlich genau. Jedenfalls kann man selbst bei den wenigen noch überlieferten Schriften Epikurs nachweisen, dass er den einen oder anderen Ausschnitt daraus übersetzt und in sein Lehrgedicht übernommen hat. De rerum…

Immanuel Kant: Kritik der reinen Vernunft

Mit der Critik [sic!] der reinen Vernunft betritt Kant nicht nur für sein eigenes Denken Neuland, sondern für die Philosophie als Ganzes. Runde 10 Jahre hat er nichts Größeres mehr veröffentlicht, sondern für sich versucht, den Rationalismus Leibniz-Wolff’scher, aber auch cartesischer Ausprägung zu vereinbaren mit dem Empirismus David Humes. In ersterem war Kant in Königsberg…

Stephen Law: Philosophie. Abenteuer Denken

Philosophiebücher für Kinder oder Jugendliche gibt es einige (auch in Romanform wie “Sofies Welt”), zumeist fand ich das Angebot aber höchst dürftig und wenig geeignet (so war ich auch von Gaarders Buch wenig angetan). Gerade deshalb verdient das vorliegende eine kurze Erwähnung: Es scheint nämlich grosso modo überaus gelungen. Law stellt grundsätzliche philosophische Fragen: Nach…

Ernst Cassirer: Philosophie der symbolischen Formen. Dritter Teil: Phänomenologie der Erkenntnis

Zwischen dem hier vorliegenden dritten Teil der Philosophie der symbolischen Formen und dem zweiten liegen 4 Jahre, der erste ist gar 6 Jahre früher erschienen (1929 – 1925 – 1923). Diese lange Entstehungszeit merkt man vor allem dem dritten Teil an – im Grossen und Ganzen zu dessen Vorteil. Allerdings könnte man sagen, dass die…

Ernst Cassirer: Philosophie der symbolischen Formen. Erster Teil: Die Sprache

Im Vorwort Einleitung und Problemstellung gibt Cassirer das ursprüngliche Ziel seines hier vorliegenden Hauptwerks an: Er will den Unterschied bzw. die Gleichberechtigung der Natur- und der Geisteswissenschaften definieren – eine Diskussion, die damals in der Philosophie des Neukantianismus gerade en vogue war. (‘Ursprünglich’ deshalb, weil Cassirer dann unterm Schreiben dieses Ziel etwas aus den Augen…

Paul Natorp: Allgemeine Psychologie nach kritischer Methode

Zusammen mit seinem Lehrer Hermann Cohen war Paul Natorp Oberhaupt der sog. Marburger Schule des Neukantianismus. Die Marburger Schule setzte bei Kant dort ein, wo dieser die Erkenntnis aus dem Dilemma von Empirismus vs. Rationalismus löst, indem er festhält, dass uns zwar die Dinge in der Erfahrung und nur in der Erfahrung gegeben sind, aber…