Das Rolandslied [Chanson de R.]

Ariosts Orlando furioso war ja die Fortsetzung eines älteren Werks namens Orlando innamorato (Der verliebte Roland) seines Landsmanns Matteo Maria Boiardo. Dieses wiederum stellte eine Parodie dar der altfranzösischen Chanson de Roland und weiterer ähnlicher Sagen. Was mich dann natürlich dazu anstachelte, das Original auch mal wieder zu lesen und hier vorzustellen. Wobei ‚Original‘ beim…

John Buchan: Mr Standfast [Mr. St., oder Im Westen was Neues]

Dies ist Buchans dritter Roman mit Richard Hannay als Protagonisten. 1918 erschienen, spielt er wie sein Vorgänger Greenmantle während des Ersten Weltkriegs (während der erste Hannay-Roman, The Thirty-Nine Steps, noch unmittelbar vor dessen Ausbruch angesiedelt ist). Allen drei Romanen ist gemeinsam, dass Hannay mehr oder weniger im Dienste Seiner Majestät deutsche (Spionage-)Komplotte zunichte macht. Überhaupt…

Ludovico Ariost: Rasender Roland. Nacherzählt von Italo Calvino [Orlando furioso]

Zur Goethe-Zeit war Ariosts Rasender Roland auch im deutschen Sprachraum weit verbreitete Lektüre. Das mag daran gelegen haben, dass die Figur eines außerordentlichen Ritters, der über seiner Arbeit verrückt wird, sowohl dem Genie-Fimmel des Sturm und Drang wie kurze Zeit später dem Bild des Künstlers an der Grenze von Genie und Wahnsinn der Romantik sehr…

John Buchan: The Thirty-Nine Steps [Die neununddreißig Stufen]

James Bond, bevor da ein James Bond existierte. Er heißt denn auch nicht James Bond sondern Richard Hannay. Auch kämpft er nicht im Kalten Krieg gegen die „Commies“ sondern am Vorabend (und während) des Ersten Weltkriegs gegen die Deutschen. Schließlich ist er – zumindest in diesem Roman hier, am Anfang seiner fünf Romane umfassenden Karriere…

David Wagner: Ein Zimmer im Hotel

Wir kennen das alle: Da erzählt eine Person im Kreis von Freund:innen, Bekannten oder Kolleg:innen von ihrem letzten Urlaub. Unweigerlich wird die Sprache dann auch auf das gebuchte Hotel kommen, das Hotelzimmer und das Hotelfrühstück. Diese Person wird einige herausstechende Merkmale ihres Hotelzimmers schildern, zum Beispiel: „Im Badezimmer hing nur ein winzig kleiner runder Spiegel,…

André Chénier: Poésies

Poésies: Das sind Dichtungen, also Lyrik, im vorliegenden Fall eines relativ Unbekannten, denn André Chénier (auch: André de Chénier) gehört nicht gerade zu den Autoren, die man üblicherweise im französischen (Schul-)Kanon antreffen wird, wage ich zu behaupten. Das hat verschiedene Gründe, die ich im Folgenden kurz aufzählen werde. Zunächst einmal ist André Chénier, anders als…

Hippolyte Taine: Carnets de voyage. Notes sur la province, 1863-1865

Hippolyte Taine gilt als der Vordenker des französischen Naturalismus. Dennoch habe ich hier kein literarisches, philosophisches oder literaturtheoretisches Werk von ihm ausgewählt sondern seine „Reisehefte“ aus den Jahren 1863-1865. Die sind nämlich (auch literarisch) durchaus etwas Besonderes und verdienen eine nähere Betrachtung. Hippolyte Taine war schon den Zeitgenossen auch als Verfasser von Reiseberichten bekannt. Von…

Paul Celan: Mohn und Gedächtnis

Die Publikationsgeschichte von Mohn und Gedächtnis hängt eng mit dem Auftritt Paul Celans im Jahr 1952 vor der Gruppe 47 zusammen. Das Resultat seiner damaligen Lesung war, gelinde gesagt, durchzogen. Zwar wurde er trotz allem bei der Abstimmung über den Preisträger auf den dritten Platz gesetzt; aber viele der Mitglieder machten sich über Celans eigenwillige…

David Crystal: The Stories of English

David Crystal ist wahrscheinlich der berühmteste Linguist Großbritanniens, ziemlich sicher des ganzen englischen Sprachraums und deshalb – und weil nach seinen Angaben heute mehr als 50% der Menschen Englisch als Erst- oder Zweitsprache sprechen, woran zu zweifeln ich keinen Anlass sehe – der Welt. Er verdankt dies seinem unermüdlichen Einsatz vor allem für die Reputation…

Ralph Waldo Emerson: Tagebücher

Tagebücher sind ungefähr so individuell wie die Personen, die welche schreiben. Das gilt natürlich auch für jene, die den Weg ans Licht der Öffentlichkeit gefunden haben. Da sind jene, die in großer Regelmäßigkeit, oft wirklich täglich, geführt werden, die aber im Grunde genommen nur mehr oder minder repetitive Aufzählungen dessen sind, was der oder dem…