Johann Christoph Gottsched: Schriften zur Literatur

Johann Christoph Gottsched war zu seiner Zeit, was man im 20. Jahrhundert dann einen „Literaturpapst“ zu nennen pflegte. Ja, eine Zeitlang war er gar der deutsche Literaturpapst. Und anders als die späteren Literaturpäpste hätte er diese Bezeichnung wirklich mit vollem Recht verdient. Während nämlich die späteren Literaturpäpste ihre Kritiken an Hand mehr oder weniger explizit…

Ein kurtzweilig Lesen von Dil Ulenspiegel

Den Till Eulenspiegel kennen wohl alle. Die Frage ist allerdings, welchen Till wir kennen. Weshalb die Frage überhaupt auftaucht, klärt ein Blick auf die Überlieferungsgeschichte des Till. Fangen wir mit meiner Edition an. Vor mir liegt ein Büchlein aus der Reclam Universalbibliothek, die Nummer 1687 von 1975. Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Wolfgang…

Ferdinand Raimund: Der Barometermacher auf der Zauberinsel

Raimund gilt, zusammen mit dem etwas jüngeren Nestroy, als der Vollender der so genannten „Wiener Zauberposse“ (oder, vornehmer ausgedrückt, des „Alt-Wiener Volkstheaters“). Ja, heute ist es sogar so, dass dem breiten Publikum (zu dem ich mich hier auch zähle) eigentlich nur noch diese beiden bekannt sind. Alles, was vor- und nachher war, ist dem Vergessen…

Johann Wolfgang Goethe: Maximen und Reflexionen

Goethe, wie wir wissen, hat nie ein Buch mit dem Titel Maximen und Reflexionen verfasst. Sicher, er hat die darin enthaltenen Sprüche und Gedankensplitter niedergeschrieben – manchmal auch nur abgeschrieben, ohne das im Übrigen speziell zu kennzeichnen. Das war ganz im Sinne seiner Altersphilosophie. Was ihm, seinem Wesen und Denken, entsprach, konnte assimiliert werden und…

Das Lalenbuch

Die Lalenburger und ihre ein Jahr jüngeren Brüder, die Schildbürger, sind eine „Erfindung“ des ausgehenden 16. Jahrhunderts. Über den Autor wissen wir nichts. Obwohl er sich in der Vorrede von den bereits existierenden Schwanksammlungen mittelalterlicher Herkunft distanziert, hat er seine Schildbürgerstreiche aus eben denselben genommen – neu ist da im eigentlichen Sinne nur, dass er…

Andreas Gryphius: Absurda Comica. Oder Herr Peter Squentz / Schimpf⸗Spiel

Barocke Komödien sind – anders als ihre tragischen Gegenstücke – auch bis heute nicht nur verständlich geblieben, sondern vor allem immer noch vor lustig. Das gilt auch für die nach Horribilicribrifax Teutsch berühmteste Komödie von Andreas Gryphius: Absurda Comica. Oder Herr Peter Squentz / Schimpf⸗Spiel, meist kurz „Peter Squenz“ genannt. Gryphius gibt in der Vorrede…

Historia von D. Johann Fausten

Auch bekannt als das Volksbuch vom Doktor Faust. Vor allem im 19. und bis weit ins 20. Jahrhundert hinein wurde dieser Text Volksbuch genannt. Dahinter stecken Missverständnisse und problematische Annahmen (weshalb der Begriff heute nicht mehr verwendet wird); aber das Wort Volksbuch weist doch auf ein tatsächlich existierendes Problem der Historia hin – nämlich sein…

Nachtwachen. Von Bonaventura / Im Anhang: Des Teufels Taschenbuch

Jahrzehntelang plagte die zünftige Germanistik – sofern sie sich überhaupt um die Nachtwachen kümmerte – die Frage, wer hinter dem Pseudonym Bonaventura stecken könnte. Viele Namen wurden in die Runde geworfen – auch bekannte. Jean Paul – den man später selber der Autorschaft verdächtigte – brachte den Philosophen Schelling ins Spiel, andere dessen Frau Caroline….

Johann Wolfgang Goethe: Urfaust / Faust. Ein Fragment

1775 – die Verlobung mit der Frankfurter Bankierstochter Lili Schönemann war soeben in die Brüche gegangen – zog Johann Wolfgang Goethe von Frankfurt nach Weimar um. Im Gepäck befand sich unter anderem der Entwurf für ein Drama um den berüchtigten Magier Doktor Faustus aus dem 16. Jahrhundert. Goethe kannte wahrscheinlich das entsprechende Volksbuch, ganz sicher…

Gustav Roskoff: Geschichte des Teufels

Bis heute ist, wer etwas über die Geschichte des Teufelsglaubens in Europa erfahren will, auf dieses Buch aus dem Jahre 1869 angewiesen. Keiner hat vor oder nach Roskoff das Thema je halb so erschöpfend bearbeitet, oder auch nur aufgegriffen. (Erschöpfend: Immerhin umfasste die Originalausgabe in 2 Bänden rund 1000 Seiten. Vor mir liegt ein photomechanischer…