Marcel Proust: À la recherche du temps perdu VII. Le temps retrouvé (1) [Auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Die wiedergefundene Zeit]

Manchmal beschleicht mich der Verdacht, dass Marcel Proust bei der Abfassung der letzten drei Bücher der Suche nach der verlorenen Zeit ein wenig (wie die Wiener sagen würden) gehudelt hat. Die Titel der Bücher passen nicht unbedingt zum Inhalt bzw. er erzählt Dinge, die eigentlich weder zum Titel noch zum Rest des Buchs so ganz…

Lautréamont: Les Chants de Maldoror [Die Gesänge des M.]

Ob Isidor Ducasse das Pseudonym (Comte de) Lautréamont selber ausgewählt hat, wissen wir nicht. Wir wissen überhaupt wenig über die Entstehungs- und die Publikationsgeschichte der Gesänge des Maldoror. Ja, wir wissen wenig über den Autor selber. Nachdem der erste Druck des ersten Gesangs noch ohne Autorennamen erfolgt war (es stand einfach drei Sternchen an dessen…

Klaus Mann: Mephisto

Was soll man als Autor unternehmen, wenn man immer und immer wieder darauf bestanden hat, dass der soeben fertig geschriebene Roman kein Schlüsselroman sei, sondern man Typen, nicht Porträts dargestellt habe – und die ganze Welt (inklusive ein paar deutscher Gerichte) gegenteiliger Meinung ist? Denn genau das ist Klaus Mann mit Mephisto passiert. (Wobei die…

Robert Musil: Bücher II

Band 8 der Werkausgabe von Walter Fanta. Der Band ist dieses Jahr bei Jung und Jung in Wien und Salzburg erschienen – und den Titel empfinde ich wie schon bei Bücher I als … nun ja, sagen wir: ungelenk. So hätte mein 10-jähriger Neffe – wenn ich denn überhaupt einen hätte – genannt, was ursprünglich…

Robert Musil: Bücher I

Nun hat es also auch diese kritische Werkausgabe erwischt. Sechs lange Bände, den ganzen Mann ohne Eigenschaften hindurch, sah es so aus, als ob die neue, von Walter Fanta herausgegebene Musil-Ausgabe durchlaufen würde, wie ein heißes Messer durch Butter. Doch nun dies: Beim Auspacken von Band 7 blickte mich nicht – wie noch im Anhang…

Literaturcamp Heidelberg 2018 (1)

Tag 1 des diesjährigen Literturcamps. Ich habe im Vorfeld geschrieben, dass ich mit geringen Erwartungen an den ersten Tag heranginge; diese Erwartungen haben sich bestätigt. Es war – leider! – im Grossen und Ganzen den ganzen Tag durch sehr wenig Literarisches zu hören oder sehen. Mehr und mehr gewinne ich den Eindruck, dass das Literaturcamp…

Yevgeny Zamyatin: We [dt.: Wir / OT: Мы]

Vorbild dieses dystopischen Romans in Tagebuchform war When the Sleeper Awakes, H. G. Wells’ dystopischer Roman von 1899. Wir wurde selber dann zum Vorbild der berühmten Dystopie 1984 von George Orwell und – in geringerem Masse – von Ray Bradburys Fahrenheit 451. Aldous Huxley behauptet, Wir erst gelesen zu haben, nachdem er Brave New World…

Deine drei liebsten Liebesromane

Frank Duwald hat mich netterweise eingeladen, zu diesem Thema, für das er in seinem Blog diverse andere Blogger eingeladen hat, etwas zu schreiben. Dabei bin ich so gar kein Leser von Liebesromanen – jedenfalls, wenn man darunter jene nachgerade “klassischen” Trivialromane versteht, die tonnenweise in Heftchen namens Cora oder ähnlich an den Kiosken zum Verkauf…

Charles Baudelaire: Sämtliche Werke/Briefe. Band 4: Nouvelles Fleurs du Mal – Neue Blumen des Bösen

Band 4 der Werkausgabe schliesst unmittelbar an Band 3 an; sogar die sonst vorhandenen Briefe aus der jeweilig erschlossenen Epoche fehlen. Es handelt sich beim Band 4 nämlich um einen Materialien-Band zu Band 3. Zuerst werden unter dem Titel Les épaves / Strandgut die Gedichte vorgestellt, die Baudelaire aufgrund eines Gerichtsurteils aus Les Fleurs du…

Karl Hans Strobl: Eleagabal Kuperus

(Das Buch ist mir heute wieder in die Hände gekommen, weil ich es endlich einmal “verarzten” möchte – sprich: den fast abgefallenen Buchrücken wieder ankleben.) Strobl (1877-1946), der deutschsprachigen Minderheit in Mähren entstammend, rechtsnational, gar nationalsozialistisch gesinnt, war zu Lebzeiten mit seinen Burschenschaftsromanen und seinen phantastischen Romanen durchaus bekannt. Bei Eleagabal Kuperus handelt es sich…