Alexander Pope: Vom Menschen / Essay on Man

Lehrgedichte sind jedem Literaturwissenschaftler und jeder Literaturtheoretikerin ein Graus, weil sie sich einer wirklichen Einordnung in eine literarische Gattung mehr oder weniger entziehen. Sie weisen zwar Aspekte von Lyrik auf (gebundene Sprache, manchmal auch Reime), aber transportieren weder Gefühle noch Ereignisse; auch den ansonsten meist hohen Wert symbolischer Bedeutung geht ihnen wegen der inhärenten Lehrform…

Johann Heinrich Merck: Gesammelte Schriften. Band 2.1: Frankfurter Gelehrte Anzeigen vom Jahr 1772 | Text

Lange klaffte zwischen Band 1 (2012 erschienen, zeitnah hier vorgestellt) und Band 3 (ebenfalls 2012, ebenfalls zeitnah, hier zu finden) der bei Wallstein erscheinenden kritischen Ausgabe der Gesammelten Schriften von Johann Heinrich Merck eine empfindliche Lücke: Band 2, der Mercks Beiträge für die Frankfurter Gelehrten Anzeigen des Jahres 1772 bringen sollte – des einzigen Jahres,…

Immanuel Kant: Schriften zur Anthropologie, Geschichtsphilosophie, Politik und Pädagogik

Aus dem Titel des letzten Bandes der Studienausgabe in 6 Bänden, herausgegeben von Wilhelm Weischedel, könnte man auf ein gewisses Sammelsurium an Inhalten schließen. Das stimmt in hohem Maß sogar; andererseits enthält dieser letzte Band doch noch einige der bekanntesten Schriften Immanuel Kants zu diversen Themen. Es beginnt allerdings mit einem weniger bekannten Aufsatz, nämlich…

Immanuel Kant: Kritik der Urteilskraft und Schriften zur Naturphilosophie

Herausgeber Wilhelm Weischedel hat, anders als es der Titel des 5. Bands seiner Auswahl aus Kants Werken vermuten lässt, die Schriften zur Naturphilosopie (es sind nur deren zwei) vor die Kritik der Urteilskraft gesetzt. Während er also die Bände insgesamt nach Themen geordnet hat, geht er innerhalb eines einzelnen Bands dann chronologisch vor. Ich persönlich,…

Immanuel Kant: Schriften zur Ethik und Religionsphilosophie

Im vierten Band seiner Studienausgabe hat der Herausgeber Wilhelm Weischedel die grossen und berühmten Schriften Kants zur Ethik versammelt. (Ein paar kleinere, gibt er im Nachwort zu, hat er bereits in Band 3 untergebracht – ganz einfach, weil sonst der vorliegende Band zu dick geworden wäre. Die haben wir ja schon vorgestellt.) Wir finden also…

Immanuel Kant: Schriften zur Metaphysik und Logik

Wilhelm Weischedel hat sich – leider, was mich betrifft, mir wäre eine chronologische Einteilung lieber gewesen – dafür entschieden, die Schriften Kants für seine Auswahlausgabe in sechs Bänden thematisch zu ordnen. (Zugegeben, es war wohl auch nicht angedacht, dass man diese sechs Bände hintereinander weg liest.) Jedenfalls stehen wir nun vor dem Phänomen, dass wir…

Immanuel Kant: Kritik der reinen Vernunft

Mit der Critik [sic!] der reinen Vernunft betritt Kant nicht nur für sein eigenes Denken Neuland, sondern für die Philosophie als Ganzes. Runde 10 Jahre hat er nichts Größeres mehr veröffentlicht, sondern für sich versucht, den Rationalismus Leibniz-Wolff’scher, aber auch cartesischer Ausprägung zu vereinbaren mit dem Empirismus David Humes. In ersterem war Kant in Königsberg…

Gotthold Ephraim Lessing: Nathan der Weise

Nathan der Weise wieder zu lesen, bedeutet für mich so etwas, wie nach einer langen Reise wieder nach Hause zu kommen. Alles ist vertraut und doch immer ein bisschen anders, als man es noch in Erinnerung hatte. Ich gebe zu: Das ist natürlich das Merkmal jeden guten Texts – die Vertrautheit des Nathan aber rührt…

Marie von Bunsen: Im Ruderboot durch Deutschland. Auf Flüssen und Kanälen in den Jahren 1905 bis 1915

Beinahe wäre sie kaiserliche Hofdame geworden (denn ihre Familie galt etwas in Preußen, am Hof!), dann aber starb Friedrich III. im so genannten ‘Dreikaiserjahr’ nach nur 99 Tagen Regierungszeit und die Sache war erledigt. Ich glaube nicht, dass Marie von Bunsen dem entgangenen Posten allzu sehr nachtrauerte. Zu unabhängig scheint sie mir, zu sehr mit…

Manfred Geier: Aufklärung. Das europäische Projekt.

Der Untertitel suggeriert Aktualität: Tatsächlich aber fühlt man sich bei der Lektüre dieser Aufsätze an Geiers Buch über das philosophische Lachen erinnert (insbesondere bei den Kapiteln über Locke und Shaftesbury), was zwar weiter nicht schlimm sein muss, aber im Falle von Shaftesbury (ein bedeutender Aufklärer?) ein bisschen seltsam anmutet. Auch bei den anderen Aufsätzen gibt…