Stephan Oswald: Im Schatten des Vaters – August von Goethe

Schon nach den ersten paar Seiten in der Lektüre dieses Buchs hätte man mich sehen können, wie ich mich in meinem Stuhl zufrieden und glücklich lächelnd zurücklehnte. Endlich wieder eine biografische Neuerscheinung von Qualität, nachdem die letzten drei Anläufe ja nicht so geglückt waren. Da waren Hanuschek, der sich in seiner Schmidt-Biografie damit amüsiert hat,…

Ingeborg Bachmann: Anrufung des Großen Bären

Lange bevor ihre Prosa bekannt wurde, war Ingeborg Bachmann schon durch ihre Lyrik berühmt. (Wie überhaupt die 1950er in der deutschen Lyrik, der weiblichen an vorderster Front, eine glänzende Epoche darstellen.) Anrufung des Großen Bären erschien 1956 und ist bis heute einer der bekanntesten Lyrikbände nicht nur Bachmanns, nicht nur jener Zeit, sondern der ganzen…

William Beckford: Träume, Gedankenspiele und Begebenheiten

William Thomas Beckford (1760-1844) war, wenn man das so sagen darf, von Beruf Sohn. Sein Vater gleichen Namens war ein bekannter englischer Politiker (u.a. zweifacher Lord Mayor von London). Nach dessen Tod 1770 erbte Beckford jr. ein riesiges Vermögen, das ihn zu einem der reichsten Männer des Königreichs (und damit der Welt) machte. Anders als…

Ingeborg Bachmann / Max Frisch: »Wir haben es nicht gut gemacht.«

Gut editierte und gut kommentierte Ausgaben von Briefwechseln, pflege ich jeweils zu sagen, können eine Biografie ersetzen. Dass ich dabei in erster Linie an Gesamtausgaben von Briefen eines Autors / einer Autorin denke, versteht sich hoffentlich von selbst. Der Briefwechsel nur von zwei Briefpartnern kann zwar eine ähnliche Funktion erfüllen, ist aber problematischer, insbesondere, wenn…

Johann Wolfgang Goethe: Italienische Reise

Von den drei berühmten Berichten über Reisen in Italien, die die Goethe-Zeit hervorgebracht hat, haben wir zwei bereits vorgestellt: schon vor längerer Zeit die Reisen eines Deutschen in Italien in den Jahren 1786 bis 1788 von Karl Philipp Moritz und vor kurzem erst Johann Gottfried Seumes Spaziergang nach Syrakus. Es fehlt also nur noch der…

Jacob Burckhardt: Die Kultur der Renaissance in Italien

Als ich das Buch als Student das erste Mal las, war ich einigermaßen fasziniert und begeistert davon. So fasziniert und begeistert in der Tat, dass ich Jahre später meine Reclam-Ausgabe durch eine gebundene aller Geschichtswerke Burckhardts ersetzt habe. Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob ich anlässlich dieser Ersetzung Die Kultur der Renaissance in Italien…

Johann Gottfried Seume: Spaziergang nach Syrakus

Seumes Spaziergang nach Syrakus und Hölderlins Gewaltsmarsch nach Bordeaux und zurück sind die beiden bekanntesten „Distanzmärsche“ der deutschen Literaturgeschichte. Ohne von einander zu wissen, sind die beiden am selben Tag (oder eventuell mit einem Tag Unterschied) losmarschiert. Hier hören dann allerdings die Gemeinsamkeiten auf. Von Hölderlins Fußmarsch nach Bordeaux wissen wir nicht mehr als das…

Mark Twain: Reise durch die Alte Welt [The Innocents Abroad]

Samuel Langhorne Clemens war in den USA bereits ein literarischer Star, der unter anderem mit satirisch-komischen Berichten über seine Fahrten in den USA bekannt geworden war, als ihn die Zeitung Daily Alta California 1867 als Sonderkorrespondenten mit dem Schaufelraddampfer Quacker City (schon damals nicht mehr der Jüngste) auf eine speziell einberufene Gesellschaftsfahrt schickte. Heute würden…

Guy de Maupassant: Irrfahrten [La vie errante]

Wenn man das erste Kapitel dieses Buchs liest – es trägt völlig zu Recht den Titel Überdruss –, wird man das Gefühl nicht los, hier schreibt ein Getriebener, ein Gehetzter, ein Gejagter. Wer oder was ihn treibt, hetzt, jagt, wird aber nicht klar. Das legt sich ein wenig in späteren Kapiteln, aber eine gewisse Unruhe…

Jacques Cazotte: Der verliebte Teufel

Auch Jacques Cazotte gehört zur Zahl der Autoren (Frauen findet man keine in der Bibliothek von Babel), deren Name durch Jorge Luis Borges ein wenig weiter bekannt geblieben oder geworden ist – so, dass ihn nicht nur ein paar Eingeweihte kennen (können), sondern alle an phantastischer Literatur Interessierte. Das lohnt sich durchaus. Der Franzose aus…