Ludovico Ariost: Rasender Roland. Nacherzählt von Italo Calvino [Orlando furioso]

Zur Goethe-Zeit war Ariosts Rasender Roland auch im deutschen Sprachraum weit verbreitete Lektüre. Das mag daran gelegen haben, dass die Figur eines außerordentlichen Ritters, der über seiner Arbeit verrückt wird, sowohl dem Genie-Fimmel des Sturm und Drang wie kurze Zeit später dem Bild des Künstlers an der Grenze von Genie und Wahnsinn der Romantik sehr…

Abbé Prévost: Manon Lescaut

L’Histoire du chevalier des Grieux et de Manon Lescaut (meist kurz Manon Lescaut) von Antoine-François Prévost d’Exiles (meist kurz, auf Grund seiner Priesterweihe, Abbé Prévost) nimmt im Werk seines Autors eine ähnliche Ausnahmestellung ein wie Les liaisons dangereuses in demjenigen seines Autors Choderlos de Laclos. Beide Romane sind nämlich das einzige, was aus dem Gesamtwerk…

Theodor Herzl: Altneuland

Dr. Friedrich Löwenberg saß in tiefer Melancholie an dem runden Marmortisch seines Kaffeehauses. Mit diesem Satz beginnt der vorliegende Roman. Früher, erfahren wir im Folgenden, saßen sie zu Dritt an diesem Tisch, doch seine beiden Freunde sind tot – der eine durch Selbstmord, der andere wanderte nach Brasilien aus, wo er von einem Flussfieber erwischt…

Prosper Mérimée: Carmen

Carmen – viele werden bei diesem Namen wohl eher an die romantische Oper von Georges Bizet denken als an deren literarisches Vorbild, die Kurzgeschichte gleichen Namens von Prosper Mérimée. Wer sie aber dann liest, wird erstaunt zwei Dinge feststellen: Zunächst ist diese Kurzgeschichte wirklich kurz. In meiner Ausgabe (Taschenbuchgröße, keine übertrieben kleine Type, anständiges Seiten-Layout)…

Thomas C. Starnes: Christoph Martin Wieland – Leben und Werk. Band 1: »Vom Seraph zum Sittenverderber«, 1733-1783

Auf diese Publikation hat mich kürzlich Metteur en lumière in seinem Kommentar zur Wieland-Biografie von Jan Philipp Reemtsma hingewiesen. Eines der Antiquariate meines Vertrauens hatte sie sogar im Angebot, also fix bestellt. Sie wurde auch sehr rasch geliefert. Und da ich schon seit langem keine Bücher mehr auf Vorrat kaufe (wie die Bücher-Hortenden zu sagen…

Jan Philipp Reemtsma: Christoph Martin Wieland. Die Erfindung der modernen deutschen Literatur

In Besprechungen der vorliegenden Biografie Wielands habe ich im Internet auch schon Dinge gelesen wie „Wieland kennt heute niemand mehr.“ Das wäre, wörtlich genommen, natürlich Unsinn. Allein die Tatsache, dass hier einer (nämlich Jan Philipp Reemtsma) ein rund 700 Seiten starkes Buch über Christoph Martin Wieland verfasst hat (erschienen dieses Jahr, 2023, bei C. H….

Thomas Mann: Lotte in Weimar

„Lotte ist da! Lotte ist in der Stadt! Lotte in Weimar!“ – Ungefähr so müssen wir uns die Reaktion der Bevölkerung von Weimar vorstellen, jedenfalls wenn es nach Thomas Mann geht. Einen Menschenauflauf vor dem Gasthof Zum Elephanten, in dem die verwitwete Hofrätin Charlotte Kestner, geb. Buff, abgestiegen ist, inklusive. Doch Thomas Mann beabsichtigte ja…

Ingeborg Bachmann: Der Prinz von Homburg

Am 22. Mai 1960 wurde die Oper Der Prinz von Homburg an der Hamburgischen Staatsoper uraufgeführt. Die Musik hatte Hans Werner Henze komponiert. Das Libretto stammte von Ingeborg Bachmann, verfasst nach Heinrich von Kleists Stück Prinz Friedrich von Homburg oder die Schlacht bei Fehrbellin. Was die beiden dazu gebracht hat, ausgerechnet dieses nicht sehr zugängliche…

Ingeborg Bachmann: Der junge Lord

Libretti sind so etwas wie die Stiefkinder der Literatur. Weder Literaturwissenschaft, noch -kritik und schon gar nicht das große Publikum interessieren sich sehr für Libretti als Text. (Es mag sein, dass irgendwo auf dieser Welt ein komparatistischer Lehrstuhl existiert, in dessen Beschreibung der Nebensatz fungiert: „unter besonderer Berücksichtigung von Gebrauchstexten für Opern“ oder so ähnlich.)…

Robert Louis Stevenson: In the South Seas [In der Südsee]

Untertitel: Being an account of experiences and observations in the Marquesas, Paumotus and Gilbert Islands in the course of two cruises, on the yacht Casco (1888) and the schooner Equator (1889). Erstmals erschienen 1890, vor mir liegt eine Ausgabe der Folio Society von 2004, mit Illustrationen von Nick Hardcastle. Abgesehen von Stippvisiten in Australien und…