John Ruskin: The Stones of Venice [Die Steine von Venedig]

Wenn die offiziellen und teilweise auch die privaten Prunkgebäude Großbritanniens aus der Regierungszeit von Königin Victoria praktisch alle in diesem hässlichen neugotischen Stil erbaut worden sind, so sind in hohem Maß dieser Mann und dieses Buch dafür verantwortlich. Erschienen 1851-1853 in drei Bänden, wurde das Buch rasch zu einem großen Erfolg. Vielfach wurden nur spezifische…

Italo Calvino: Invisible Cities [OT: Le città invisibili / dt.: Die unsichtbaren Städte]

Einen hundertjährigen Geburtstag kann man wohl auch zwei Mal feiern. Ich habe ja gerade erst aus Anlass seines 100. Geburtstags Italo Calvinos Il barone rampante vorgestellt. Das Buch hat mir so gut gefallen, dass ich, als ich sah, dass auch bei der Folio Society ein Buch von Calvino erschienen ist (natürlich in einer englischen Übersetzung),…

Marco Polo: Il Milione

Il Milione stellt so etwas dar wie den Ahnherrn aller (europäischen) Reiseberichte. Der venezianische Kaufmann Marco Polo berichtet darin sogar über gleich zwei Reisen. Zuerst, ganz kurz, über die seines Vaters Nicolaos und dessen Bruder Maffeo nach Zentralasien, wo sie den Großkhan trafen, sodann von der späteren Reise, die die beiden kurze Zeit später mit…

Marcel Proust: Die fünfundsiebzig Blätter und andere Manuskripte aus dem Nachlass [Les soixante-quinze feuilles et autres manuscrits inédits]

Was mich an den fünfundsiebzig Blättern am meisten irritiert, ist nicht deren Inhalt sondern deren Überlieferung. Genauer: die Reaktion von Literaturwissenschaft und -kritik auf die Art und Weise, wie die Blätter auf uns gekommen sind. Noch genauer: deren Nicht-Reaktion. Folgendes nämlich ist geschehen, gemäß einer Vorbemerkung ohne Titel auf Seite 7 meiner Ausgabe: 1949 betraute…

Marcel Proust: À la recherche du temps perdu VI. Albertine disparue [Auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Die Flüchtige / Entflohene]

Buch VI der Suche nach der verlorenen Zeit existiert auf Französisch in sechs verschiedenen Versionen unter zwei verschiedenen Titeln. Das liegt daran, dass es dieses Buch war und nicht das abschließende siebte, das Proust zuletzt noch überarbeitete, über dieser seiner Arbeit aber verstarb. Da weder er noch sein Verlag Ordnung in ihren Papieren hielten, fanden…

Marcel Proust: À la recherche du temps perdu V. La prisonnière (2) [Auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Die Gefangene]

Wir erinnern uns: Am Ende von Sodom und Gomorrha wurde erzählt, wie der Ich-Erzähler mit Albertine in einem Anfall von Eifersucht von heute auf morgen Balbec verließ, weil er fürchtete, seine Freundin würde in Balbec auf frühere schlechte Gesellschaft stoßen. (Lies: Lesbische Gespielinnen von anno dazumal wiedersehen und ihre lesbischen Beziehungen wieder aufnehmen.) In La…

Stephan Oswald: Im Schatten des Vaters – August von Goethe

Schon nach den ersten paar Seiten in der Lektüre dieses Buchs hätte man mich sehen können, wie ich mich in meinem Stuhl zufrieden und glücklich lächelnd zurücklehnte. Endlich wieder eine biografische Neuerscheinung von Qualität, nachdem die letzten drei Anläufe ja nicht so geglückt waren. Da waren Hanuschek, der sich in seiner Schmidt-Biografie damit amüsiert hat,…

Marcel Proust: À la recherche du temps perdu III. Le côté de Guermantes (3) [Auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Die Welt der Guermantes]

Mathematisch-Mechanisches: Mit dem dritten und letzten Teilband des dritten Buchs (Le côté de Guermantes von À la recherche du temps perdu befinden wir uns ziemlich genau in der Mitte dieses Großromans von Marcel Proust. Anders ausgedrückt: In der Aufteilung meiner Ausgabe (Gallimard, 1949) ist das nun der achte von insgesamt fünfzehn Teilbänden, die den ganzen…

William Beckford: Träume, Gedankenspiele und Begebenheiten

William Thomas Beckford (1760-1844) war, wenn man das so sagen darf, von Beruf Sohn. Sein Vater gleichen Namens war ein bekannter englischer Politiker (u.a. zweifacher Lord Mayor von London). Nach dessen Tod 1770 erbte Beckford jr. ein riesiges Vermögen, das ihn zu einem der reichsten Männer des Königreichs (und damit der Welt) machte. Anders als…

Michael Maar: Proust Pharao

Zuerst sollten wir wohl den Titel erklären, den Michael Maar seiner Sammlung von Essays zu Marcel Proust gegeben hat. Er tut dies zum Glück selber am Ende seines ersten Essays, der den gleichen Titel trägt wie das ganze Buch: Proust Pharao: Proust beschrieb es [sein Werk Auf der Suche nach der verlorenen Zeit] als ein…