Kurt Flasch: Der Teufel und seine Engel

Als Untertitel zu diesem Buch steht schon auf dem Schutzumschlag: Die neue Biographie. Was zur – von Flasch nicht beantworteten (jedenfalls habe ich keine Antwort gefunden) – Frage führt: Welches wäre denn die alte gewesen? Vielleicht Roskoff, den er in den Literaturangaben zur eigenen Einleitung aufführt, dann aber nirgends zitiert, wenn ich das richtig gesehen…

Theodor Herzl: Altneuland

Dr. Friedrich Löwenberg saß in tiefer Melancholie an dem runden Marmortisch seines Kaffeehauses. Mit diesem Satz beginnt der vorliegende Roman. Früher, erfahren wir im Folgenden, saßen sie zu Dritt an diesem Tisch, doch seine beiden Freunde sind tot – der eine durch Selbstmord, der andere wanderte nach Brasilien aus, wo er von einem Flussfieber erwischt…

Albert Camus: Der Mythos von Sisyphos

Camus’ theoretische Werke (wie z.B. das vorliegende Der Mythos von Sisyphos) werden meist unter ‚Philosophie‘ abgelegt – ein Brauch, dem ich auch gefolgt bin. Camus selber, als Autor und Denker, findet man dann meistens in der Schublade ‚Existenzialismus‘. Jedenfalls im deutschen Sprachraum gelten die beiden Sätze ziemlich genau, im französischen schaut man die Sache, wenn…

Ingeborg Bachmann: Der junge Lord

Libretti sind so etwas wie die Stiefkinder der Literatur. Weder Literaturwissenschaft, noch -kritik und schon gar nicht das große Publikum interessieren sich sehr für Libretti als Text. (Es mag sein, dass irgendwo auf dieser Welt ein komparatistischer Lehrstuhl existiert, in dessen Beschreibung der Nebensatz fungiert: „unter besonderer Berücksichtigung von Gebrauchstexten für Opern“ oder so ähnlich.)…

Jeremy Adler: Goethe

Dieses Buch ist ursprünglich als eine kurze Biographie entstanden (so der Autor in der Vorbemerkung der deutschen Ausgabe). Das Original war für ein Publikum gedacht, dem Goethe vielleicht nur dem Namen nach bekannt war, und das eine Einführung in sein Leben und Werk suchte. (a.a.O.) Dem Namen nach bekannt müsste Goethe eigentlich allen Lesenden von…

Marcel Proust: À la recherche du temps perdu III. Le côté de Guermantes (1) [Auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Die Welt der Guermantes]

Das dritte Buch der Suche nach der verlorenen Zeit fängt gleich mit einem der Zeitsprünge an, die Proust so gern verwendet. Prousts Umgang mit Erzähler und Erzählzeit ist auf jeden Fall ungeheuer faszinierend. Nicht nur, dass er häufig so detaillierte Schilderungen abgibt, dass die erzählte Zeit kürzer ist als die dafür aufgewendete Erzählzeit; dass selbst…

+ + + Abgebrochen: August Lafontaines “Quinctius Heymeran von Flaming” + + +

Haidnische Alterthümer heißt die Reihe, in der dieser Roman 2008 bei Zweitausendeins erschienen ist. Oder vielleicht müsste man im vorstehenden Satz das Präteritum verwenden – Lafontaines Roman ist jedenfalls der bisher letzte in der Reihe erschienene; ein weiterer geplanter (James Fenimore Cooper: Die Monikins) erschien 2010 ausserhalb der Reihe und in einem anderen Verlag. Diese…

Klaus Mann: Mephisto

Was soll man als Autor unternehmen, wenn man immer und immer wieder darauf bestanden hat, dass der soeben fertig geschriebene Roman kein Schlüsselroman sei, sondern man Typen, nicht Porträts dargestellt habe – und die ganze Welt (inklusive ein paar deutscher Gerichte) gegenteiliger Meinung ist? Denn genau das ist Klaus Mann mit Mephisto passiert. (Wobei die…

Hermann von Pückler-Muskau: Acht Frühlings- und Sommertage aus dem Leben Mischling’s

Fürst Pückler hat nicht nur das gleichnamige Eis erfunden. Er war vor allem ein grosser Reisender vor dem Herrn. Seine Bücher über eben diese Reisen veröffentlichte er unter dem Pseudonym Semilasso oder auch Der Verstorbene. Es waren denn auch diese Bücher, die ihn weiteren Kreisen bekannt machten. Sie sind bis heute stilbildend und richtungsweisend für…

Adelbert von Chamisso, Friedrich de la Motte Fouqué, Karl Wilhelm Salice-Contessa: Der Roman des Freiherrn von Vieren / Karl Wilhelm Salice-Contessa: Das Bild der Mutter / E. T. A. Hoffmann: Der Doppeltgänger

Erklären wir zunächst den recht umständlichen Titel unseres Aperçus – dann haben wir auch schon das Buch vorgestellt: 1814 traf sich einmal pro Woche ein Kreis von Literaten in Berlin. Dies geschah in einem Kaffeehaus oder in der Wohnung von Ernst Theodor Wilhelm Hoffmann, einem Juristen in preussischen Diensten, der aus Verehrung zu Mozart seinen…