Ich glaube, dass du der Dame zu viel an Ehre erweist. Offensichtlich handelt es sich um die typischen Immunisierungsstrategien: Zuerst mal glauben und den metaphysischen Rucksack schultern, dann dessen Inhalt über das in Frage stehende Problem kippen. Das kann nur eine veritable Umweltverschmutzung nach sich ziehen.

Als Kind geglaubt: Vielleicht war ich diesbezüglich wirklich eine Ausnahme, aber für mich war (trotz erzkatholischer Erziehung) die Auferstehung nicht glaubhafter als Siegfrieds Drachenabenteuer, der große Kartoffelkönig oder irgendwelche Riesen und Zwerge. Die Frage nach Wahrheit, Wirklichkeit hat sich nie gestellt (im übrigen scheint mein Kleiner ähnlich zu sein: Ohne ihn bewusst zu desillusionieren scheint er eine selbstverständliche Unterscheidung zwischen Realität und Fiktion zu treffen: So haben wir gestern im Garten Ostereier und Schokoladehasen gesucht (und gefunden), wobei er zuförderst keine Nachfragen stellte. Dann wurde irgendwann der Osterhase (als vermeintlicher Überbringer der Leckereien) erwähnt, worauf er meinte, dass er ihn gesehen habe: Sogar in dreifacher Ausfertigung. Einen ganz kleinen, zwei größere. Sie wären aus jenem Land gekommen, von dem er auch sonst oft zu erzählen pflegt: Ein Land namens Linnien, von ihm erfunden, in dem ausschließlich Kinder leben und allerlei Abenteuer erleben.)

Im übrigen hat gerade die Auferstehung den Christen (bzw. Paulus) den Ruf des Atheismus eingebracht: Weil es unvereinbar mit der Natur Gottes sei, dass dieser gefoltert werde und sterben könne, wobei die Auferstehung von den Toten ein derart offenkundig allen Erfahrungen widersprechendes Faktum darstellte, dass Paulus aufgrund dessen vollkommen unglaubwürdig gewirkt habe. So haben die Epikureer die Christen der Profanierung der Götter geziehen, weil sie ein derart dümmlich-weltliches Treiben, wie es Jesus an den Tag legte, für völlig unvereinbar für einen Gott betrachtet haben.