Dass Erasmus überhaupt ein Theologe sei, steht zur Diskussion! Dass er ein großes philologisches und auch pädagogisches Interesse hatte, ist unbestritten. Aber an die großen Fragen traut er sich nicht heran (bzw. sie bleiben ihm verschlossen), sondern schließt sich im Zweifelsfall einfach den Dogmen der Katholischen Kirche an oder läßt Fragen im Dunklen. Die Fragen an ihn sind: Wie ist das nun mit der Gnade? Wie ist das mit dem Schuldzusammenhang, in dem wir uns wiederfinden? Wie ist das mit dem Lebenszusammenhang, den wir seit unserer Geburt nicht selbst bestimmen können? Entspricht es denn dem christologischen Bekenntnisstand, ihn als Führer und Vorbild (als Exemplum, nicht aber als Sakrament) vorzustellen? Warum sollte dann Christus sterben? Aus pädagogischen Gründen? Wie ist das mit der Gewissheit des Glaubens? Wie ist das mit dem Bösen? Und schließlich: wie ist das mit der Selbstkonstitution des Menschen?
Alles Fragen, denen Erasmus ausweicht, weil er nicht sieht, dass hier die Philologie aufhört und die Theologie beginnen würde.
Etwas Ähnliches geschieht in dieser Besprechung wie in dem ärmlichen Flasch-Beitrag. Er ist empört über die Sprache Luthers und vergisst darüber das Argumentieren Luthers und auch sein eigenes. So bleibt eine wilde Empörung, die scheinbar die Sache erledigt. Aber damit ist sie nicht erledigt, nur erschwert.