Seneca: Apocolocyntosis

Darüber, ob die ‚Verkürbisung des Claudius‘ wirklich von Seneca stammt, ist sich die Philologie nicht einig. Während offenbar die meisten Vertreter:inen dieser Zunft eine Zuschreibung an Seneca vornehmen, gibt es ein paar, die dies abstreiten. Seneca selber erwähnt diese Satire nirgends in seinen übrigen Schriften, was zu der Spekulation führte, dass er sich später ihrer…

Fénelon: Les Aventures de Télémaque [Die Abenteuer des Telemach]

François de Salignac de La Mothe-Fénelon (1651-1715) – im Französischen meist kurz als Fénelon bezeichnet, im Deutschen als François Fénelon geführt (was ungefähr so ist, wie wenn wir den herzoglichen Freund Goethes, Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach, einfach ‚Carl Eisenach‘ rufen würden – Fénelon also stammte aus der weit verzweigten und einflussreichen Familie de Salignac. Nach…

Molière: Amphitryon

Amphitryon ist in Frankreich eine der weniger bekannten Komödien Molières. Das liegt daran, dass hier der Autor eine völlig andere Form der Komödie verwendet hat als in seinen bekannten Stücken. Während er sonst die Typenkomödie bevorzugt (bei L’Avare / Der Geizige zum Beispiel ist das schon im Titel erkenntlich), handelt es sich bei Amphitryon um…

Oskar Loerke: Der Oger

Als erstes möchte ich meiner Freude Ausdruck geben darüber, dass es noch immer Institutionen gibt, die dafür besorgt sind, dass auch ältere Literatur jenseits des gerade gültigen Kanon wieder aufgelegt und so neuen Generationen zugänglich gemacht wird. Und meiner Freude darüber, dass es noch immer Verlage gibt, die (auch) solche Werke auf den Markt bringen….

Augustinus: Vom Gottesstaat (De civitate Dei). Buch 1-10

Im Jahre 410 u.Z. drangen die Westgoten auf ihren Wanderungen bzw. Beutezügen bis zur Stadt Rom vor, die sie sogar eroberten und plünderten. Das stellte zwar noch nicht ganz das Ende des Weströmischen Reichs dar, hätte aber eine riesige Alarmglocke zum Läuten bringen sollen. Anstatt sich aber zusammen zu reißen und sich neu zu organisieren,…

Johann Jakob Bachofen: Das Mutterrecht

Bachofen wurde mit gerade mal 25 Jahren auf den Lehrstuhl für Römisches Recht der Universität Basel berufen, verzichtete aber noch im gleichen Jahr auf Stellung wie Gehalt. Ein weiteres Jahr lehrte er noch als Privatdozent, dann beendete er seine Lehr-Laufbahn und widmete sich seinen Forschungen als Privatgelehrter. Darin aber war er äußerst fleißig, wie nur…

Ernst Moritz Arndt: Die schönsten Märchen

Ernst Moritz Arndt war seinen Zeitgenossen vor allem bekannt als Verfasser so genannter „Freiheitslieder“, d.h., Lieder, in denen zum deutschen Widerstand / Kampf gegen die französischen Besatzer unter Napoléon aufgerufen wurde. Darin zeigte sich Arndt als Eisenfresser und Franzosen-Hasser erster Güte. Besonders beunruhigend (aus heutiger Sicht) ist die Tatsache, dass Arndt in diesen Gedichten mit…

Paul Celan: Mohn und Gedächtnis

Die Publikationsgeschichte von Mohn und Gedächtnis hängt eng mit dem Auftritt Paul Celans im Jahr 1952 vor der Gruppe 47 zusammen. Das Resultat seiner damaligen Lesung war, gelinde gesagt, durchzogen. Zwar wurde er trotz allem bei der Abstimmung über den Preisträger auf den dritten Platz gesetzt; aber viele der Mitglieder machten sich über Celans eigenwillige…

Ralph Waldo Emerson: Tagebücher

Tagebücher sind ungefähr so individuell wie die Personen, die welche schreiben. Das gilt natürlich auch für jene, die den Weg ans Licht der Öffentlichkeit gefunden haben. Da sind jene, die in großer Regelmäßigkeit, oft wirklich täglich, geführt werden, die aber im Grunde genommen nur mehr oder minder repetitive Aufzählungen dessen sind, was der oder dem…

Albert Camus: Der Mythos von Sisyphos

Camus’ theoretische Werke (wie z.B. das vorliegende Der Mythos von Sisyphos) werden meist unter ‚Philosophie‘ abgelegt – ein Brauch, dem ich auch gefolgt bin. Camus selber, als Autor und Denker, findet man dann meistens in der Schublade ‚Existenzialismus‘. Jedenfalls im deutschen Sprachraum gelten die beiden Sätze ziemlich genau, im französischen schaut man die Sache, wenn…