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Biographie zu Alma Karlin – Hinweise vom Lektor Carsten Schmidt
Gern möchte ich auf die Rezension zur Biographie über Alma Karlin (Autorin Jerneja Jezernik) antworten. Da die Rezension ausführlich und tiefgründig ist, gestatte ich mir auch eine etwas tiefere Antwort.
Die österreichischen Verlage Drava und Wieser beschäftigen sich seit über drei Jahrzehnten mit Literatur aus Osteuropa und teilweise auch darüber hinaus. Neben der Schwerpunktregion Balkan hat es dem zweisprachigen Verleger Lojze Wieser sowie der nun tätigen Verlegerin Erika Hornbogner auch immer am Herzen gelegen, sich für slowenische AutorInnen einzusetzen, die außerhalb ihrer Heimat wenig bekannt sind. So wie es im Süden Österreichs viele tausend Menschen gibt, die Slowenisch sprechen, ist auch auf der slowenischen Seite ein reger Austausch mit den deutschsprachigen Nachbarn nicht nur historisch gewachsen, sondern wird durch zahlreiche Projekte aufrechterhalten.
Alma M. Karlin (1889-1950) ist eine in Slowenien nicht unbekannte, aber auch nicht berühmte Weltreisende gewesen, die Deutsch zwar gelernt hatte, aber im Laufes ihres Lebens sich mit so vielen Kulturen und Sprachen befasst hat, dass sie selbst im Deutschen vielleicht stilistisch nicht glänzte, aber dennoch so einfühlsam, individuell und originell von ihren Reisen berichtete, dass über viele Jahre Beiträge und ganze Bücher über ihre abenteuerlichen Erlebnisse erschienen.
Die Rezension freut mich, weil sie sich intensiv und tiefgründig, aber auch kritisch mit dem nun bei Drava erschienenen Buch „Alma M. Karlin – Mit Bubikopf und Schreibmaschine um die Welt“ befasst. Die Autorin Jerneja Jezernik hat als Übersetzerin gearbeitet und spricht u.a. Slowenisch als auch sehr gutes Deutsch. Von Verlagsseite wurde mir die Aufgabe übertragen, die Autorin als Lektor zu betreuen. Es war eine intensive Arbeit, in der wir bis zuletzt darauf geachtet haben, sowohl der damaligen Sprache, der vielleicht in manchen Ohren eigentümlichen Tonalität, aber auch den für ein heutiges Publikum unverständlichen Begriffen Rechnung zu tragen. Weder Alma Karlin noch die Autorin Jerneja Jezernik wollen geschliffene Essayisten im Stil von Thomas Mann sein. Jerneja Jezernik wollte kein wissenschaftliches Buch schreiben, sondern anschaulich und unterhaltsam uns das Leben der Weltreisenden näherbringen. Dabei hat sie sich vor allem auf eigene Schriften zur Autorin sowie auf autobiographische Quellen gestützt. An einigen Stellen verrät Jerneja Jezernik ihrer Leserschaft durch indirekte Sprache sehr wohl, dass sie berichtet, uns teilhaben lässt und nicht immer alles zu 100 Prozent glauben muss.
Jerneja Jezernik hat es mit ihrem Buch geschafft, die durchaus eigenwillige, sicher auch als Person nicht unkritisch zu betrachtende Person Alma Karlin bekannter zu machen – und bereits in kurzer Zeit hat sich eine große Aufmerksamkeit über Slowenien hinaus an ihr gezeigt, anscheinend ja auch bis ins schweizerische Winterthur. Wenn über die historisch original verwendeten sprachlichen Eigenheiten andere Fehler im Manuskript übriggeblieben sind, können diese – wie es üblich ist – bei kommenden Auflagen berücksichtigt werden, so wie auch die Hinweise zu den Bildunterschriften gern aufgenommen werden.
Dr. Carsten Schmidt,
Freier Lektor für den Drava Verlag