Was auffiel, war auch, daß Marcel alles in allem ein netter Kerl war, ein guter, liebevoller Mensch, aber er sich in der Beziehung zu Albertine ganz anders aufführt. Da trat immer eine Diskrepanz zwischen dem eigenen Bild, daß Marcel von sich hat / der Erzähler von Marcel hat, sozusagen wie sich Marcel selbst sieht, und wie dann erzählt wird, was er mit Albertine tut (oder wenn Albertine für seinen damaligen Chauffeur steht, was ja überall vermutet wird, wie Marcel Proust dann anscheinend mit diesem umging). Ich dachte mir dann immer, daß Marcel hier ehrlich über sich selbst ist, weil er diese Seite an sich nicht mag, auch wenn er sie nicht unterdrücken kann.

Allerdings gibt es in diesem Buch nur wenige unschuldige Liebesbeziehungen, oder? Insbesondere Baron de Charlus und sein ehemaliger Lover tun sich wirklich viel Böses an, wenn ich mich richtig erinnere. Unschuldig ist die Liebe in Prousts Buch nur ganz am Anfang, solange sie noch nicht konsumiert wurde: so bei Swann/Odette, Marcel und seiner Jugendliebe usw.