Ach, war das eine schöne Zeit. Ich habe mich lange gesträubt, Auf der Suche nach der verlorenen Zeit zu lesen. Als ich es dann endlich tat, wurde ich über alle Maßen belohnt. Die Lektüre ist nicht immer einfach. Aber es gibt nur wenige dieser Vorher/Nachher-Bücher überhaupt, wo man sich klar dran erinnern kann, wie die Welt vor der Lektüre des Buches war, und wie sie danach ist, und daß es dazwischen deutliche Unterschiede für mich gibt.

Ich fand Mme Verdurin immer extrem borniert und versnobt. Bei den Adligen habe ich das vorausgesetzt und gar nicht mehr bewertet. Letzten Endes wurde öfter Interessantes besprochen bei Mme Verdurin, aber manchmal auch hanebüchener Blödsinn ausgebreitet.

Die etoymologischen Ergüsse von Professor Brichot wurden ja schon von Marcel selber widerlegt, oder? Oder erinnere ich mich falsch und sie wurden in den Fußnoten der deutschen Übersetzung von Bernd-Jürgen Fischer auseinandergenommen?

Als kleine Intensitätssteigerung las ich die Fußnoten sehr genau, recherchierte tiefer, wenn mir etwas merkwürdig vorkam und hatte am Ende über den Verlag Kontakt zum Übersetzer, was zu einem sehr interessanten Mailverkehr führte. Ein Beispiel: in einer Fußnote gab es Unklarheiten, wie der von Proust namentlich nicht erwähnte apostolische Nuntius hieß. Seit der Ausgabe des Buches jedoch scheint die katholische Kirche Webseiten veröffentlicht zu haben, wo sich dieser Name leicht fand für den möglichen Zeitraum. Durchaus möglich, daß der Nuntius auf einem dieser Bälle war, der hier besprochen wurde.