Nein, ich kann mir nicht vorstellen, dass das Schweigen auf Unverständnis zurückzuführen ist. Denn in der Kreutzersonate wird doch vollkommen klar, wer der Schuldige ist (wenn vielleicht ein wenig literarisch verbrämt, indem noch die berückende Musik eine Rolle spielt und verurteilt wird: Die so schön ist, dass der nachfolgende Akt unvermeidlich wird). Und selbstverständlich ist der Protagonist „schwanzgesteuert“, ein Macho ersten Ranges: Er träumt den Traum des asexuellen Heiligen und wird von seiner Natur eingeholt (und statt sich selbst zu kastrieren – wie es konsequent gewesen wäre, bringt er die Frau um). Mir scheint – auch wenn das nicht alles explizit ausgesprochen wird im Roman – dass sich Tolstoi genau dieser Implikation vollkommen bewusst war.