In jedem Jahr seit 2002 kommen wir während unseres Aufenthalts in Südtirol mit den Folgen der italienisch-österreichischen Kampfhandlungen im Ersten Weltkrieg in Berührung. Die italienischen Kriegerdenkmäler werden von den örtlichen Vertretern der Staatsmacht in Ehren gehalten, während die deutschsprachigen Südtiroler ihre eigenen Helden, wie Andreas Hofer, ehren.
Was den Militärdienst in der DDR betrifft, könnte ich auch so einige Erlebnisse beisteuern. Wie der Einjährig-Freiwillige in Jaroslav Haseks „Schwejk“ war ich 1972 auch „Bataillons-Geschichtsschreiber“.
Was die Vorbereitung auf einen Atomwaffeneinsatz betrifft:
Ausbilder, mit einen Zettel und einen Bleistift hinwerfend: „Wie hoch muss der Erdhügel sein, wenn in einem Kilometer Entfernung eine Atombombe explodiert ist?“
Ich: „Keine Ahnung, ich glaube kaum, dass ich den erreichen würde.“
Ausbilder: „Ein Kamerad von Ihnen ist auf die Lösung gekommen und hat gezeigt, wie man überleben kann.“
Ich: „???“
Ausbilder: „Kanalisation!“
Ich: „Da muss aber ein Deckel in der Nähe sein.“
Ausbilder: Sie sitzen also jetzt in der Kanalisation. Wie lange würden Sie denn da unten bleiben?“
Ich: „Keine Ahnung. Ich kann mir aber vorstellen, dass ich irgendwann wieder nach oben kommen würde, um zu sehen, wie der Krieg ausgegangen ist.“
Ausbilder: „Hinaus mit Ihnen!“
Dafür hatte ich aber im Spätherbst 1989 das Erlebnis, dass die nach hunderttausenden zählenden Angehörigen der „Kampfgruppen der Arbeiterklasse“ der DDR, die mit Maschinengewehren und Geschützen ausgerüstet waren, innerhalb weniger Tage erleichtert ihre Knarre für immer aus der Hand gaben, was kurze Zeit zuvor niemand für möglich gehalten hatte. Das von Waffen starrende Staatsgebilde implodierte im Verlauf weniger Wochen. Das könnte einem einige Hoffnung geben –
wenn sich nicht immer neue Beispiele militaristischen Wahnsinns zeigen würden und man bei der Durchfahrt am Brenner mit dem Zug abschätzt, wie viele Männer nötig sein würden, um gegebenenfalls den Pass zu verteidigen, was einem ebenfalls vor Jahren noch nicht in den Sinn gekommen wäre.