Sehe das genauso. Kondylis belegt m.E. die Fruchtbarkeit der guten alten Hermeneutik. Die Grundkategorien dabei sind 1. das Unbewusste (mit höchsten ethischen Werten verschränkte Grundeinstellungen und Denkstrukturen), 2. der Kampf um die Macht (allgemeinverbindliche Interpretation von maßgeblichen Begriffen) und 3. ein polarer Grundwiderspruch (Geist vs. Sinnlichkeit). Seine Analyse der europäischen, insbesondere britischen und französischen Aufklärung, insbesondere Kants Sonderstellung, (von wegen Aufklärung ist „Ausgang aus selbstverschuldeter Unmündigkeit) sollte man unseren Bildungsheinis um die Ohren schlagen. Aber unsere Kulturwissenschaften leisten sich ja sogar die Dummheit, nicht einmal Schillers theoretische Schriften richtig zu rezipieren. Schillers „Briefe über die ästhetische Erziehung“ und seine Umdeutung von Kant sind in schöner Beleg für die Richtigkeit von Kondylis Analyse.