Das könnte insoweit kein Problem sein, als die aufwändige Machart das Problem der Nichtauflösung der meisten sekundären Erzählstränge zu übertönen scheint. Literarisch am interessantesten war mit der „Grundtext“, der ja in der vorgeblichen Interpretation der beiden Leser auch nicht im entferntesten ausgeschöpft wird. Seltsamerweise benutzt ja auch der reale Leser all die interpretatorischen Hilfsmittel, die das Buch mitliefert, gar nicht selbst, sondern sie sind nur der Beleg dafür, dass diese Hilfsmittel wirklich existieren. Von daher auch meine Meinung, dass es sich bei dem Buch insgesamt um eine Simulation handelt: »Das ästhetisch aber vielleicht Witzigste an diesem Buch, dessen durchgängigstes Thema die Frage nach der Identität ist, ist, dass es selbst vorgibt etwas zu sein, das es nicht ist. „S.“ tut so, als sei es ein bestimmtes und ganz und gar einmaliges Exemplar eines Buches, zu einem Unikat geworden durch die Dokumentation der gemeinsamen Lektüre zweier Leser und Forscher. Dabei ist es in Wirklichkeit nichts anderes als ein weiteres gut gemachtes und geschickt vermarktetes Massenprodukt des Buchmarktes, gepuscht durch eine wirkungsvolle PR-Kampagne, die einmal mehr ein im Kern triviales Produkt in ein Event verwandelt. Und wir alle feiern mit …«