Ja, genau die Links hatte ich gemeint. Eigentlich bin ich erstaunt (bzw. erfreut), dass Texte über Kondylis überhaupt gelesen werden. Er ist ein weitgehend unterschätzter Philosoph, der zu Unrecht in ein konservatives Eck gedrängt wird: Sein Denken ist einfach nur konsequent, wobei er auch vor unpopulären Ansichten nicht zurückschreckt. So führt er etwa in Macht und Entscheidung aus, dass manche Vertreter des Kritischen Rationalismus ihre liberale Ideologie in ebenso naturalistischer Weise begründen wie andere ihre absoluten, metaphysischen Ansprüche: Tatsächlich kommt aber niemand ohne eine grundlegende, dezisionistische Entscheidung aus, die – wie positiv sie sich auch ausnimmt – ein kontingentes, willkürliches Moment beinhaltet. Erst auf der Grundlage dieser Entscheidung ist eine Auseinandersetzung möglich, die Entscheidung für ein bestimmtes Weltbild aber bleibt willkürlich. Deshalb ist – auch wenn sie häufig bloß „totes Papier“ sind – die grundsätzliche Anerkennung gemeinsamer Werte (z. B. der Menschenrechte) doch von großer Bedeutung: Sie bilden die gemeinsame Basis für Argumente. Gibt es diese Basis nicht, läuft jede Diskussion ins Leere.