Ich bin – wie du dir wahrscheinlich denken kannst – durch dich auf Herbst aufmerksam geworden. Und habe in diesem „Arbeitsjournal“ nun ein wenig geblättert, für mich ein bisschen zu viel Nabelschau. So eine Art postpubertäres Tagebuch, immer den Blick auf den prospektiven Leser und dessen zu erwartende, vorgestellte Reaktion gerichtet. Allerdings habe ich nur kurz darin gelesen. Und tue nun vielleicht doch Unrecht.

Zum Traumschiff: Ich bin froh, dass er als Autor sich nicht geärgert hat – daran ist mir nicht gelegen. – Er hat ja eine nicht geringe Zahl an Kritiken verlinkt, die sich alle recht begeistert über das Buch auslassen. Wenn ich allerdings die Formulierungen in diesen Kritiken lese (ein „wichtiger postmodernen Autor“ oder „Der erste Satz verglich sich mir mit dem berühmten ersten Prousts“) so wird mir meine eigene Unzufriedenheit mit dem Roman umso verständlicher. Über postmodernen Schnickschnack in der Philosophie haben wir hier ja schon allenthalben diskutiert, in der Literatur könnte man ein solche Haltung (vielleicht) eher verteidigen. Wie auch immer: Ich mag diesen Tiefsinn mit Anlauf einfach nicht. Mir ist ein Autor wie Ralf Rothmann, der mir Teile seines Lebens ganz ohne postmoderne Versatzstücke liefert, sehr viel lieber. Und bei dem man auch nicht das Gefühl hat, dass er stolz ist auf das Wissen aus zwei Bänden Kereny und das wenigstens in Teilen unterzubringen intellektuelle Pflicht zu sein scheint.