Buchpreisiger Nachtrag zu Michelle Steinbeck

Dass es das Buch von Michelle Steinbeck nicht auf die Shortlist für den deutschen Buchpreis geschafft hat, habe ich bereits in einem Kommentar zu meinen Bemerkungen über Mein Vater war ein Mann an Land und zu Wasser ein Walfisch festgehalten. Hier möchte ich noch nachtragen, dass es auf der Shortlist für den diesjährigen Schweizer Buchpreis…

Michelle Steinbeck: Mein Vater war ein Mann an Land und im Wasser ein Walfisch

Eigentlich hatte ich nicht die Absicht, irgendeines der Bücher zu lesen, die auf der Longlist des diesjährigen deutschen Buchpreises zu finden sind. Und schon gar nicht dieses Buch. Junge Frauen, die über junge Frauen schreiben, die an einem übermächtigen oder an einem völlig abwesenden Vater leiden, sind mir nicht erst seit Zoë Jenny ein Graus;…

George Berkeley: Drei Dialoge zwischen Hylas und Philonous

Ähnlich wie Kant, dessen Erstauflage der Kritik der reinen Vernunft im Publikum weitestgehend unbeachtet blieb, der dies der Komplexität von Thema und Herangehensweise zuschrieb und deshalb die (vermeintlich) leichter zugänglichen Prolegomena verfasste, musste auch Berkeley erleben, dass die Abhandlung über die Prinzipien der menschlichen Erkenntnis bei ihrem Erscheinen kaum rezipiert wurde. Auch Berkeley schrieb deshalb…

Karl Philipp Moritz – Ästhetische Theorie

Ästhetische Theorie nennt sich der abschliessende Teil des abschliessenden Bandes meiner Moritz-Auswahlausgabe (Bibliothek deutscher Klassiker 145). Dieser Teil umfasst allerdings mehr als nur Schriften zur Ästhetik – was bei einem ‚Breitbanddenker‘ wie Moritz kaum verwundern dürfte. Es war Moritz‘ Sache nicht, ein Thema in allen Details, in aller Tiefe, auszudiskutieren; ihn interessierte es mehr, das…

Moses Mendelssohn: Ausgewählte Werke. Studienausgabe. Band II: Schriften zu Aufklärung und Judentum 1770-1786

Glanz und Elend der Berliner Aufklärer lässt sich nirgends so gut feststellen, wie in Mendelssohns Schriften aus den letzten anderthalb Jahrzehnten seines Lebens. Glanz – in seiner Verteidigung des eigenen Glaubens. Elend – in der Theologie, die diesem Glauben zu Grunde lag. Anders, als der Titel des zweiten Bandes der Werkauswahl suggeriert, beginnt unsere Lektüre…

Ferdinand Beneke: Die Tagebücher. III/6: Beilagen 1815 und 1816

Obwohl Band III/6 zwei Jahre umfasst, ist er doch nur noch ungefähr halb so umfangreich wie die beiden Bände III/4 (1813) und III/5 (1814). In Benekes Leben ist der Alltag eines Hamburger Bürgers wieder eingekehrt. Zwar beunruhigte Napoléons Rückkehr von Elba auch die Hamburger nochmals. Beneke wurde wieder als Major im Stabe zur Bürgergarde einberufen…

Jean Paul: Vorschule der Ästhetik, nebst einigen Vorlesungen in Leipzig über die Parteien der Zeit / Kleine Nachschule zur ästhetischen Vorschule

Mit Jean Paul hat sich zum ersten Mal in der Geschichte der deutschen Literatur ein Vertreter der schreibenden Zunft selber in grossem Ausmass zu den Grundlagen seines Schreibens geäussert. Jean Pauls Vorschule ist, wie wir es uns von Jean Paul gewohnt sind, ein Mischmasch aus verschiedenen, oft disparat wirkenden Teilen. Da ist einerseits – und…

Arthur Machen: Die leuchtende Pyramide

In der ausgedehnen und fast unübersehbaren englischen Literatur ist Machen ein «kleiner» Dichter. Ich erkläre sofort, daß diese zwei Worte ihn nicht abwerten wollen. Ich habe ihn einen Dichter genannt, weil sein in sehr geschliffener Prosa abgefaßtes Werk jene Intensität, jenes Einsam-Sein besitzt, wie sie der Poesie eigen. Ich habe ihn «klein» genannt, weil ich…

Karl Philipp Moritz: Reisen eines Deutschen in England im Jahr 1782

Hamann ging in London moralisch und pekuniär vor die Hunde. Lichtenberg andererseits genoss das pulsierende Grossstadtleben (um diesen Gemeinplatz auch einmal verwenden zu dürfen); auch wurde der berühmte Physiker gefeiert und gar dem König vorgestellt. Moritz positioniert sich mit seiner Englandreise irgendwo dazwischen. Im Gegensatz zu Lichtenberg war er kein Landeskind von Georg III. (mehr)…

George Berkeley: Eine Abhandlung über die Prinzipien der menschlichen Erkenntnis

Esse est percipi. Sein ist wahrgenommen werden. Das ist der Schluss, den George Berkeley 1710 aus John Lockes An Essay Concerning Human Understandig von 1690 zieht, bzw. Berkeleys Antwort auf Locke. Die Dinge existieren nur, wenn sie von einem Geist wahrgenommen werden. Berkeley geht davon aus, dass ein Geist nur Empfindungen wahrnehmen kann, nicht die…