Bei diesem Buch war ich an das zuvor gelesene Buch über Anthropologie erinnert – wobei Neil MacGregor zumindest den dort geforderten Informationswert in weiten Teilen zu erfüllen verstand. Andererseits war alles abseits der geschilderten kulturellen Fakten von einer schon beeindruckenden Einfalt und gedanklichen Bescheidenheit, die man nur noch mit Kopfschütteln zur Kenntnis nehmen kann. Der…
Kategorie: Geschichte
Geschichtsschreibung
Gerhard Kaiser: Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm und Drang
Dieses Buch habe ich vor einiger Zeit im lokalen öffentlichen Bücherschrank gefunden (wohin ich es später auch wieder zurückstellen werde). Es erschien zum ersten Mal 1976 in der Reihe UTB, einer Reihe, die um jene Zeit herum von verschiedenen kleineren und mittleren Verlagen gegründet wurde, welche – einzeln zu schwach – gemeinsam in den Markt…
Marshall Sahlins: Neue Wissenschaft des verwunschenen Universums. Eine Anthropologie fast der gesamten Menschheit (abgebrochen)
Die Anthropologie ist eine jener Wissenschaften, in der die Fehden der unterschiedlichen Schulen mit besonderer Vehemenz ausgetragen werden. Und so ist es nicht verwunderlich, dass etwa Sahlins nach der Wahl von Napoleon Chagnon aus der National Academy of Sciences ausgetreten ist: Chagnon hat ein sehr bekanntes Buch über die Yanomami, einen kriegerischen Stamm des Amazonasgebietes…
Stanley M. Burstein: Antike global
Bursteins Buch ist ein Beispiel dafür, dass zumindest zum Schluss sogar die einstmals grundsolide Wissenschaftliche Buchgesellschaft weniger Brauchbares im Angebot hatte. Denn das Buch stammt bereits aus der Zeit, als eine neue Geschäftsführung versuchte, die WBG (die jetzt auch nicht mehr WBG hieß sondern WBG-Wissenverbindet) von einem Fachbuchverlag zu einem Sachbuchverlag umzupolen – sprich: populärwissenschaftliche…
Tim Crane: Die Bedeutung des Glaubens. Religion aus der Sicht eines Atheisten.
Dieses Buch zu besprechen fällt schwer: Das liegt weder am Thema noch an dem (legitimen) Versuch eines sich als Atheisten positionierenden Philosophen, Verständnis für die Religion, für gläubige Menschen und deren Anliegen zu wecken. Sondern an der verstörenden und zur Verwunderung Anlass gebenden Unfähigkeit des Autors, eine konsistente Darstellung seiner Position zu vermitteln, an den…
Der ach so wichtige Mensch: Anthropozentrismus und Teleologie
Immer wieder mal stolpere ich über Sätze wie den folgenden (diesfalls in dem sehr lesenswerten Buch „Die große Odyssee“ von Lluis Quintana-Murci): „Sowohl die archäologischen als auch die genetischen Daten zeigen, dass der Homo sapiens in Afrika entstand und sich dort mindestens 100 000 Jahre aufhielt, bevor er sich entschloss, den Kontinent zu verlassen“ (meine…
Raimund Schulz: Die Antike und das Meer
Vorliegendes Buch (erschienen dieses Jahr, 2024) ist der legitime Nachfolger des mit Preisen überhäuften Titels Abenteurer der Ferne vom selben Autor. Allerdings glaube ich nicht, dass auch dieses Buch mit so vielen Preisen bedacht werden wird. Nicht, weil es schlechter wäre, sondern einfach, weil es seinem Vorgänger doch sehr ähnelt. Es geht hier abermals um…
Johann Gottfried Herder: Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der Menschheit
Herders wichtigster Beitrag zu jener geistesgeschichtlichen Bewegung, die wir heute als ‚Deutsche‘ bzw. ‚Weimarer Klassik‘ kennen, war sein geschichtsphilosophisches Werk Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit*). Doch bereits früher, 1774 erschien ein anderer geschichtsphilosophischer Text von ihm: der hier zur Vorstellung bereit liegende Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der Menschheit. Das Buch…
Peter Dinzelbacher: Weltuntergangsphantasien und ihre Funktion in der europäischen Geschichte
Peter Dinzelbacher hat eine Unzahl an Büchern geschrieben – über Mentalitätsgeschichte, religionshistorische Themen, hat eine Zeitschrift über Mediävistik herausgegeben, an zahlreichen Universitäten gelehrt. Der Nachteil einer solch umtriebigen Publikations- und Lehrtätigkeit macht sich allerdings immer wieder bemerkbar: Redundanz und eine gewisse Beliebigkeit, eine enzyklopädische Aufbereitung, die nicht immer in den Bann zu ziehen vermag. Hier…
Catherine Nixey: Heiliger Zorn. Wie die frühen Christen die Antike zerstörten.
In – nicht nur christlichen Kreisen – hält sich immer noch die Mär von den Mönchen des Mittelalters, die da die Reste der untergegangenen Antike zu bewahren sich anschickten, die durch ihr Engagement uns das Wissen aus jenen versunkenen Zeiten übermittelten – und all das kulminiert zumeist in den Fabeln vom christlichen Abendland, das moralisch…