Für einmal stand beim heutigen Konzert nur Musik aus dem 20. und 21. Jahrhundert auf dem Programm. Genauer gesagt: von Komponisten (keine Frau dabei, leider), die den größten und wichtigsten Teil ihres Schaffens im 20. und 21. Jahrhundert aufzuweisen haben. Darunter sind mit Boulez und Rihm zwei ehemalige Leiter der Lucerne Festivale Academy. Eine Sonderausstellung zu Schönbergs Leben und…
Schlagwort: Satire
Kritik und Verspottung mittels Übertreibung
Rachilde: La Marquise de Sade
Rachilde ging auf ihr 30. Lebensjahr zu, als sie kurz hintereinander drei Romane veröffentlichte, die ihren Ruf als Skandalautorin bildeten und festigten: Monsieur Vénus 1884, La Marquise de Sade 1887 und Madame Adonis 1888. Eine zweite Auflage des Monsieur Vénus, ohne die Teile ihres ursprünglichen Co-Autors Francis Talman, erschien schließlich im Jahr 1889. Da ich…
Lukian: Hermotimos oder Lohnt es sich, Philosophie zu studieren?
Während ich ungeduldig auf den vierten Band der Lukian-Gesamtausgabe Peter von Möllendorffs wartete (und noch warte – er war einmal auf Dezember letzten Jahres versprochen), fiel mein Blick auf das vorliegende Buch. Es ist ebenfalls herausgegeben, übersetzt und erläutert durch Peter von Möllendorff, erschienen aber bereits im Jahr 2000 bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft in Darmstadt….
Oscar Wilde: The Canterville Ghost
Karl Kraus wird das Diktum zugeschrieben, dass es die gemeinsame Sprache sei, die Deutschland und Österreich von einander trenne. Leider lässt sich der Satz meines Wissens nirgends in seinen Schriften nachweisen. Was sich hingegen nachweisen lässt, ist die Aussage, nach der England heutzutage alles mit Amerika gemein habe ausgenommen natürlich die Sprache. Im englischen Original…
Paul Gurk: Tuzub 37. Der Mythos von der grauen Menschheit oder von der Zahl 1
Mit diesem Buch kehrt der Hirnkost-Verlag zurück zu den eigentlichen Wurzeln seiner in unregelmäßiger Abfolge erscheinenden Reihe Wiederentdeckte Schätze der deutschsprachigen Science Fiction, nämlich zu dem, was die ersten vier Bände*) tatsächlich geliefert haben: Science Fiction. Will sagen: Geschichten von zum Zeitpunkt des Erscheinens nur mit bisher unbekannter Technik oder nur unter Einsatz von ins…
Witold Gombrowicz: Trans-Atlantik
1939 wird der 34-jährige polnische Schriftsteller Witold Gombrowicz eingeladen, die Jungfernfahrt auf dem neuesten polnischen Transatlantik-Passagierschiff mitzumachen. Ziel der Reise ist Buenos Aires, wo man denn auch wohlbehalten ankommt. Dort aber erreicht Crew und Passagiere die Hiobsbotschaft: Hitler-Deutschland hat Polen überfallen. Fast alle beschließen, sofort zurück zu reisen, um irgendwie nach Polen zu kommen. Gombrowicz…
Arno Schmidt: Die Gelehrtenrepublik
Gefragt, welches Buch ich als Einstieg in das Arno Schmidt-Universum vorschlagen könnte, würde ich wohl diesen Roman hier an zweiter Stelle erwähnen. Wir finden hier zwar durchaus auch Schmidt-typische Merkmale wie den am Mündlichen orientierten Sprachstil und eine eigenwillige Orthographie, aber es ist vielleicht das Buch, in dem er sich diesbezüglich am meisten zurücknimmt. Und…
Don DeLillo: White Noise [Weißes Rauschen]
‚White Noise‘ (auf Deutsch: Weißes Rauschen) bezeichnet in der Physik ein Rauschen (was wiederum physikalisch gesehen eine Störgröße mit einem breitem unspezifischem Frequenzspektrum ist) mit einem konstanten Leistungsdichtespektrum in einem bestimmten Frequenzbereich und kann mathematisch beschrieben werden. Ob das identisch ist mit dem, was wir in den 1970ern und 1980ern als ‚Weißes Rauschen‘ zu benennen…
Friedrich Gottlieb Klopstock: Die deutsche Gelehrtenrepublik, ihre Einrichtung, ihre Gesetze, Geschichte des letzten Landtags. Auf Befehl der Aldermänner durch Salogast und Wlemar
Selbst das zeitgenössische Publikum konnte mit Klopstocks Gelehrtenrepublik wenig bis nichts anfangen. Es war vielleicht ja auch ein Fehler, dass Klopstock das Werk auf Subskription herausgab und diese Subskription auch selbst leitete. Der Erfolg der Subskription als solcher war riesig. Aber das erreichte Publikum war wohl dann doch zu durchmischt. Die meisten Subskribenten erwarteten wohl…
Rachilde: Nein, ich bin keine Feministin [Pourquoi je ne suis pas féministe]
Rachilde, homme de lettres, so will es das Gerücht, habe auf den Visitenkarten der jungen Schriftstellerin Marguerite Eymery gestanden. (‚Homme‘ hat hier die Bedeutung nicht eines Menschen sondern des Mannes – Frauen nannten sich üblicherweise ‚femme de lettres‘.) Das war die Zeit, als sie Männerkleider trug und auch in ihren literarischen Werken Fragen der geschlechtlichen…