Barthold Heinrich Brockes: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur, Nebst seinen übrigen nachgelassenen Gedichten, als des Irdischen Vergnügens in GOTT Neunter und letzter Theil. / Harmonische Himmels⸗Lust im Irdischen, oder auserlesene, theils neue theils aus dem Irdischen Vergnügen genommene, nach den 4 Jahres⸗Zeiten eingerichtete Musicalische Gedichte und Cantaten. (= Werke, Band 6)

Dieses Buch war der zweite Teil des Überraschungs-Pakets, von dem ich heute vor einer Woche gesprochen habe: Band 6 der seit einiger Zeit neu herausgegebenen Werkausgabe von Barthold Heinrich Brockes. Ich wusste zwar, dass mir noch ein Teil seines Irdischen Vergnügens in Gott fehlte; nur: auch hier hatte nicht mehr mir einer Lieferung gerechnet. Aber ja:…

Christian Felix Weiße: Kleine lyrische Gedichte

Verschiedene der zu ihrer Zeit recht bekannten, heute aber eher als verschollen geltenden Autoren aus jener Epoche in der deutschen Literatur unmittelbar bevor Goethe das Feld komplett umpflügte, hatten bereits zu Lebzeiten weniger den Ruf eines Dichters (Frauen gab es kaum). Die meisten zwar hatten als Dichter (meist als Lyriker) begonnen. Irgendwann aber war ihr…

Conrad Ferdinand Meyer: Plautus im Nonnenkloster

Irgendwie habe ich den Eindruck, dass die Schweizer Literatur-Institutionen zu bescheiden sind. (Oder fehlt es ihnen an Ressourcen? Ist es ihnen einfach egal?) Denn während uns von Deutschland her schon seit Mitte des Jahres 2024 der 150. Geburtstag Thomas Manns um die Ohren gehauen wird, selbst der ebenfalls 150. Rilkes nicht vergessen wurde, habe ich bisher…

Thomas Mann: Joseph und seine Brüder. Joseph, der Ernährer

Auch wenn Buch IV von Joseph und seine Brüder nunmehr im US-amerikanischen Exil verfasst wurde, darf man getrost feststellen: Thomas Mann hat nichts von seinem Können verloren. Noch immer schreibt er mit demselben ironischen Grundton an Josephs Geschichte, und noch immer bringt er es zustande, dass uns Lesenden der Mund vor Staunen offen bleibt, weil…

Novalis: Hymnen an die Nacht

Seine Hymnen an die Nacht waren der einzige längere Text, den Novalis zu Lebzeiten fertig stellen und veröffentlichen konnte. Sie erschienen noch in der letzten Nummer des damaligen Sprachrohrs der Frühromantik, der Zeitschrift Athenäum. Außerdem existiert eine handschriftliche Version, die eine von der endgültigen Veröffentlichung zwar abweichende Form aufweist. Die meisten Abweichungen sind aber winzig….

Lord Dunsany: The Gods of Pegāna

Ohne Dunsany kein Lovecraft und ohne Pegāna kein Cthulhu. Darin sind sich alle Geschichtsschreibungen der phantastischen Literatur einig – Lovecraft inklusive. Das stimmt natürlich, tut aber, wenn wir das so stehen lassen, dem Können und dem literarischen Gewicht von Edward John Moreton Drax Plunkett, 18th Baron Dunsany Unrecht, weil es ihn zu einem Vorläufer abstempelt, dessen…

Lukian: Die Toten / Die Lahmen / Die Narren

Rund ein halbes Jahr nach dem ursprünglich auf der Homepage versprochenen Termin ist Band IV der neuen zweisprachigen Lukian-Ausgabe in der Sammlung Tusculum schließlich doch erschienen. Sehr erfreulich für mich, enthält doch dieser Band auch weniger bekannte Texte Lukians – sogar welche, die mir vorher unbekannt waren (was natürlich nichts heißen will). Den Anfang allerdings machen,…

Christa Wolf: Kassandra

Meine erste und bisher einzige Lektüre von Christa Wolf ist nun schon einige Jährchen her. (Ich glaube, es war damals Kein Ort. Nirgends.) Ich konnte mich weder mit Stil noch mit Inhalt des Buchs anfreunden. Schon damals war ich einer von denen, die in solchen Fällen beschließen, den lieben Gott einen guten Mann und die…

C. F. Ramuz: Dorf im Himmel [Terre du ciel]

Dorf im Himmel ist erst dieses Jahr (2025) zum ersten Mal auf Deutsch erschienen. Seine Entstehungszeit überlappt sich mit der des vor ziemlich genau zwei Jahren auf litteratur.ch besprochenen Sturz in die Sonne. Ramuz hat am vorliegenden Text immer wieder gearbeitet, immer wieder gefeilt, umgestellt, anders geteilt und neu geschrieben. Bei der vorliegenden deutschen Ausgabe…

Cormac McCarthy: Verlorene

McCarthy ist vor allem für seinen (verfilmten) Roman „Die Straße“ bekannt (in diesem Blog zweimal „gewürdigt“ – hier und hier): Die dort geäußerte Kritik war nicht dazu angetan, mich ihm allzubald wieder zuzuwenden. Dieser Roman erschien 1979 und damit 27 Jahre vor dem Bestseller – und obschon vor allem die Sprache mit den manchmal quer…