Hans Frey: Fortschritt und Fiasko / Aufbruch in den Abgrund

Vor mir liegt ein ziemlich großes und entsprechend schweres Trumm von einem Buch: 17x25x5 cm groß und 1300 Gramm schwer. Es handelt sich um einen dieses Jahr (2025) herausgekommenen Sonderband aus der Reihe Utopien in der Science Fiction oder Wiederentdeckte Schätze der deutschsprachigen Science Fiction, die seit ein paar Jahren beim Hirnkost-Verlag in Berlin erscheint, und deren…

Tim Crane: Die Bedeutung des Glaubens. Religion aus der Sicht eines Atheisten.

Dieses Buch zu besprechen fällt schwer: Das liegt weder am Thema noch an dem (legitimen) Versuch eines sich als Atheisten positionierenden Philosophen, Verständnis für die Religion, für gläubige Menschen und deren Anliegen zu wecken. Sondern an der verstörenden und zur Verwunderung Anlass gebenden Unfähigkeit des Autors, eine konsistente Darstellung seiner Position zu vermitteln, an den…

Rudolf Carnap: Der logische Aufbau der Welt

Mit diesem Buch (seiner Habilitationsschrift, wenn ich mich richtig erinnere) schrieb Carnap so etwas wie die Bibel des logischen Positivismus. Es ist in der ersten Auflage 1928 erschienen, aber noch im Vorwort zur zweiten Auflage von 1961 findet der Autor darin wenig Substanzielles, das er dreißig Jahre später anders sieht. Die Rezeptionsgeschichte des Buchs ist…

Bertha von Suttner: Marthas Kinder

Bertha von Suttner kennt man wahrscheinlich als eine der führenden Friedensaktivistinnen an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert bzw. als siebte Trägerin des Friedensnobelpreises. Mit ein Grund der Verleihung dieses Preises war wohl ihr berühmter Roman Die Waffen nieder!, der – sagt man – Alfred Nobel überhaupt zur Stiftung eines solchen Preises inspiriert habe. (Im Karl…

Rachilde: Monsieur Vénus

Aktuell sind auf Deutsch außer dem hier vorgestellten Essay Pourquoi je ne suis pas féministe keine weiteren Werke von Marguerite Eymery erhältlich, die sich als Autorin Rachilde nannte. Ich erlaube mir deshalb, auf die französischen Originale zurückzugreifen – mit der Nebenabsicht, dass ich damit die Hoffnung der Übersetzerin und Verlegerin Alexandra Beilharz auf ein weiteres…

Margret Wittmer: Postlagernd Floreana

August 1930: Heinz und Margret Wittmer treffen zusammen mit Harry, Heinz’ Sohn aus erster Ehe, auf Floreana ein. Floreana, das ist die südlichste der Galapagosinseln, so südlich in der Tat, dass Charles Darwin sie seinerzeit gar nicht erst besucht hatte. Politisch gehört sie zu Ecuador. Aber 1930 kümmert sich dieser Staat nicht groß um diese…

Fabian Bernhardt: Rache

Bernhardt (Jahrgang 1982) hat Philosophie, Ethnologie sowie Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft in Berlin studiert, wo er meines Wissens seither als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Sonderforschungsbereich »Affective Societies« angestellt ist (was immer ich mir unter diesem Begriff vorstellen soll). Wenn ich mir seine Publikationsliste ansehe, hat ihn das Thema ‚Rache‘ schon länger beschäftigt – eine Beschäftigung, die…

Harry Graf Kessler: Das Tagebuch. Dritter Band. 1897-1905

Am 23. Mai 1898 feierte Harry Graf Kessler seinen 30. Geburtstag. Der runde Geburtstag wird zwar als solcher im Tagebuch vermerkt, allerdings offenbar nicht speziell gefeiert. Dennoch ist er ganz eindeutig von großer psychologischer Wichtigkeit für den (nicht mehr ganz so) jungen Mann. Die Einträge in Band 3 der Tagebücher, die die Jahre 1897 bis…

Harry Graf Kessler: Das Tagebuch. Zweiter Band. 1892-1897

Bevor er seinen Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger ableistete, ging Harry Graf Kessler auf Weltreise. Mit dem Einverständnis seines Vaters plante er eine rund einjährige Reise um die Welt für 1892. Wie schon im ersten Band der Kessler’schen Tagebücher stoßen wir auch hier auf die Tatsache, dass – wohl weil Kessler die Tagebücher wirklich für sich selber…

Walter Benjamin: Das Passagen-Werk

Gebiete urbar zu machen, auf denen bisher nur der Wahnsinn wuchert. Vordringen mit der geschliffenen Axt der Vernunft und ohne rechts noch links zu sehen, um nicht dem Grauen anheim zu fallen, das aus der Tiefe des Urwalds lockt. Aller Boden mußte einmal von der Vernunft urbar gemacht, vom Gestrüpp des Wahnsinns und des Mythos…