Das System solcher geschichtsphilosophischer Konzeptionen ähnelt sich über die Jahrhunderte frappant: Ein erleuchteter Geist „erspürt“, „erfühlt“ die Zeichen der Zeit – und wer dieses „Gefühl“ nicht besitzt, wer die höheren Weihen der philosophiehistorischen Erkenntnis nicht erlangt hat, dem bleibt nur, sich belehren zu lassen und zum – hoffentlich würdigen – Adepten zu werden.
Keinesfalls aber kann rationale oder gar wissenschaftliche Kritik geübt werden: Dies ist das Verhalten von Kleingeistern und Pedanten, denen eben diese innere Zusammenschau verwehrt wurde und die sich deshalb zu den geistigen Höhenflügen der Erwählten nicht erheben können. Der erwähnte Spengler strapaziert die erwähnten Eigenschaften über Gebühr und selbstredend ist er – als einer der wenigen oder gar einziger – im Besitz derselben. Kritik wird dadurch verunmöglicht, sie trifft nie den Kern der Sache, da man des entscheidenden Gefühls (oder auch Erweckungserlebnisses) ermangelt: Supernaturalistische Erfahrungen kann nur der machen, der schon zuvor von ihrer Faktizität überzeugt ist, Religionskritik nur üben, wem die Erfahrung Gottes zuteil wurde. Deshalb halten sich diese Entwürfe – so abenteuerlich und sinnfrei sie auch immer sein mögen – über lange Zeit: Denn nur der Unverständige zweifelt. Dem anderen aber wird Erleuchtung zuteil – und darüber gibt es keine Diskussion.