Noch nie war mein Eindruck einer disparaten, ungeordneten Masse von Beiträgen unterschiedlichster Qualität gegenüber zu stehen, so gross, wie bei dieser Nummer der Horen. Wenn ich dann allerdings den Inhalt des neunten Stücks Revue passieren lasse, muss ich mir sagen, dass ich mich täusche. Diese Täuschung mag vor allem an der Länge liegen, umfasst doch…
Schlagwort: Deutsche (Weimarer) Klassik
Epoche der deutschen Literatur, v.a. durch das Zusammenspannen von Goethe und Schiller definiert
Christoph Martin Wieland: Der goldne Spiegel oder die Könige von Scheschian. Eine wahre Geschichte aus dem Scheschianischen übersetzt.
Dieser Text – er füllt die Bände 6 und 7 der Sämmtlichen Werke – stellt gewissermassen den Nukleus der Weimarer Klassik dar. Denn der Goldne Spiegel war es, der die Aufmerksamkeit von Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach auf den Philosophie-Professor zu Erfurt lenkte und sie praktisch nach dessen Erscheinen (1772) bewog, den doch schon fast 40-Jährigen…
Die Horen. Jahrgang 1795. Sechstes Stück
Es waren Stücke wie dieses, die den Ruhm von Schillers Zeitschrift über die Jahrhunderte getragen haben. (Vielleicht kann man sogar sagen: es war dieses Stück.) Nicht nur, dass im Sechsten Stück die beiden Grossmeister Goethe und Schiller als einzige Beiträger fungieren – sie haben auch Meisterwerke beigetragen und für einmal keine Füllsel geliefert. Zuerst bringt…
Daniel Jenisch: Ueber Prose und Beredsamkeit der Deutschen. In: Berlinisches Archiv der Zeit und ihres Geschmacks 1 (1795) [März] 249-256. Fortsetzung [April] 373-377
[Vorbemerkung: Jede Bewegung weist – neben einer Kerntruppe – eine Menge seltsamer Vögel auf, die an ihrer Peripherie herumflattern. So ein Vogel war auch der preussische Pastor Daniel Jenisch (1762-1804), der zur Peripherie der Berliner Spätaufklärung gezählt wird, aber auch mit Hamann befreundet war. Eben solche peripheren Mitläufer sind diverse, meist kurzlebige Zeitschriften – z.B….
Norbert Oellers & Robert Steegers: Weimar. Literatur und Leben zur Zeit Goethes.
Kulturhistorische Bücher verlieren sich oft in Beliebigkeit: Die meisten wollen zuviel, versuchen ganze Epochen abzudecken, jede philosophische oder literarische Strömung und deren Vertreter werden aufgelistet und katalogisiert, bis schließlich und endlich das Buch zu einem über Gebühr aufgeblasenen Lexikonartikel verkommt. Man liest, was man in unzähligen Überblicksdarstellungen schon gelesen hat und bleibt mit einem unbefriedigenden…
Die Horen. Jahrgang 1795. Drittes Stück
Erstes Stück ohne einen Beitrag von Goethe oder Schiller. Den Anfang macht Herder mit Das eigene Schicksal Seinen Artikel leitet er folgendermassen ein: Man hört so oft die Worte: „der Mensch hat doch ein eignes Schicksal“ „sein Schicksal verfolgt ihn; es hat ihn ereilet“ oder: „das ist nun einmal mein Schicksal; ich muß mich drein…
Die Horen. Jahrgang 1795. Erstes Stück
Kann man eine Zeitschrift 218 Jahre nach ihrem Erscheinen noch so lesen, wie sie damals gelesen wurde? Wenn es eine für die literarische Entwicklung wegweisende Publikation war? So lesen, dass man in monatlichen Abschnitten liest und denkt, d.h., die Artikel auch ein bisschen aufeinander bezieht? Versucht, zu verdrängen, wie es weitergeht – mit der Geschichte,…