The Grinch (USA, 2018)

Dr. Seuss ist hierzulande kaum bekannt; in den USA ist er ein bekannter Kinderbuchautor und Cartoonzeichner. Theodor Seuss Geissel, wie er mit bürgerlichem Namen hiess, hat auch oft beides miteinander verbunden. So in seinem bekanntesten Werk, How the Grinch Stole Christmas, das 1957 erschien. Damit wurde er auch hierzulande berühmt; oder, um genau zu sein, mit den diversen Verfilmungen, die es davon seit 1966 gegeben hat. Deren letzte, die von diesem Jahr, habe ich nun auch im Kino gesehen.

So weit ich weiss, hält sich das Drehbuch des Animationsfilms ziemlich genau an das Original von Dr. Seuss. Die Geschichte des kleinen grünen Monsters, das den Menschen von Whoville am Heiligen Abend alle Weihnachtssachen klaut, darf ich wohl als bekannt voraussetzen. Man will in ihr eine Kritik an der Kommerzialisierung des Weihnachtsfestes sehen. Das mag sein, auch von Dr. Seuss so intendiert sein (1957 war diese Entwicklung in den USA wahrscheinlich um einiges fortgeschrittener als in Europa). Leider kippt die Story – jedenfalls in der Verfilmung von 2018 – mehr und mehr in Kitsch. Natürlich ist es herzerhebend, einen bekehrten Grinch zu sehen, der den Menschen von Whoville all ihre Weihnachtssachen zurückbringt und mit ihnen zusammen Weihnachtslieder singt, und natürlich soll das die Botschaft transportieren, dass Weihnachten eine Sache des Gefühls, des Herzens ist. Aber die Botschaft ersäuft genau so im dicken Ahornsirup, wie die Frühstückstoasts der Kindergang, die Santa Claus abfangen will. Der Kitsch ersäuft sogar die parallele Geschichte um Cindy Lou Who, die Santa Claus abfangen will, weil sie einen dringenden Wunsch hat – den nämlich, dass ihre Mutter aufhören könne, sich aufzureiben zwischen einem Nachtjob und der tagsüber stattfindenden Sorge für Cindy Lou und ihre beiden ungezogenen jüngeren Zwillingsbrüder. (Die Geschichte einer alleinerziehenden Mutter, die sich fast zu Tode rackern muss, um das Frühstücksbrot für die Kinder auf den Tisch bringen zu können, ist in dieser seltsam heilen Welt von Whoville sowieso ein Fremdkörper. Es scheint in Whoville nirgends einen Ort zu geben, wo nachts gearbeitet wird – dennoch tut es Cindy Lous Mutter. Es sind im Haushalt der Familie auch keinerlei Spuren von Armut oder sozialer Minderprivilegierung zu finden. Und wo der Vater hingekommen ist – oder auch hergekommen ist, as for that – erfährt der Zuschauer auch nicht.) Der Kitsch ersäuft also diese Ansätze von Sozialkritik, denn, nachdem Cindy Lou einmal den als Santa Claus verkleideten Grinch abgefangen und ihm ihren Wunsch vorgetragen hat, geht diese Parallel-Geschichte im Orkus der Bekehrung des grünen Monsters ganz einfach unter.

(Man ist versucht, solchen Kitsch den US-Amerikanern in die Schuhe zu schieben, und vergisst dabei, dass auch Europäer ähnlichen Kitsch, ebenfalls ums Thema ‚Weihnachten‘ herum, geschrieben haben. Ich möchte nur an den Ahnherrn von Grinch erinnern, Ebenezer Scrooge in Charles Dickens‘ A Christmas Carol, rund 100 Jahre älter als Dr. Seuss‘ Kinderbuch.)

Ein paar nette Gags, ein paar Lacher. Ein kleines grünes Monster, das man am liebsten mit nach Hause nehmen möchte. Kinder-Weihnachten halt, wie man sich das heute so vorstellt, wo man den religiösen Hintergrund komplett verdrängt. Letzteres würde mich persönlich nicht stören, wenn nicht eine schwammige Habt-euch-alle-lieb-und-alles-ist-gut-Ethik an ihren Platz gesetzt würde, die alle eventuell noch möglichen Tiefgründigkeiten einer Geschichte zukleistert.

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