Und es ist deshalb ärgerlich, weil Timm dieses anspielungsreiche Theater gar nicht notwendig hätte, weil er sehr viel besser erzählt, wenn er das alles brav bleiben lässt und seine Eindrücke schildert. Denn er ist ein glänzender Beobachter, humorig, mit Sinn für’s Detail, unterlegt mit viel Ironie. Wobei im vorliegenden Fall die Protagonisten trotz origineller Einsprengseln ein wenig schablonenhaft bleiben und er vielleicht auch deshalb meinte, das alles mit einem Geflecht von historischen, literarischen und philosophischen Anspielungen unterlegen zu müssen.
Dass der Roman nicht vollends missglückt liegt einzig an der routinierten Schreibweise Timms, durch die er dann allzu schlimme Banalitäten zu vermeiden weiß. (Nicht immer: Die Hauptfigur arbeitet schließlich an einer Studie über das Begehren (die von der Begierde getrennt wird) und ergeht sich in so manchen Klischees, er schreibt auch an einer ewig unvollendeten Arbeit über den Propheten Jonas und sein Aufbegehren gegen Gott, das – bescheiden originell ausgeschlachtet – für allerlei Philosphisches über Gott und die Welt herhalten muss.) Entschädigt wird man nur durch gut beobachtete, kleine Alltagsszenen, kurze Anekdoten, die den hervorragenden Erzähler Timm durchscheinen lassen. Insgesamt aber will mir scheinen, dass Timm dieser Roman nicht wirklich interessiert hat, er wirkt künstlich und überladen. Die Stärken Timms, seine Beobachtungsgabe, sein Sinn fürs Kleine, Bescheidene blitzen nur hin und wieder auf – und mir wäre es ungleich lieber gewesen, diese seine Gabe im Buch öfter wiederzuerkennen als die unzähligen Anspielungen auf literarische Größen.