Günter de Bruyn: Sünder und Heiliger

de Bruyn ist bekannt durch seine Jean-Paul-Biografie von 1975. Mehr als 40 Jahre später hat er nun mit der Biografie eines weiteren „randständigen“ Romantikers nachgelegt. Zacharias Werner kam 1786 in Königsberg zur Welt. Ein Studium der Rechte und Kameralistik brach er ab; lieber heiratete er eine junge Frau zweifelhaften Rufs, eine Prostituierte. Die Ehe hielt…

Rudyard Kipling: Kim

I am Kim. I am Kim. And what is Kim? – Immer wieder, mantra-mässig, stellt sich der Protagonist des Romans diese Frage. Nicht zu Unrecht, denn: Wer oder was ist Kim wirklich? Nur auf den ersten Blick erscheint die Antwort einfach: Kim ist Kimball O’Hara, der Sohn eines britischen Soldaten, der mit seinem britischen Regiment…

Karl Philipp Moritz: Reisen eines Deutschen in England im Jahr 1782

Hamann ging in London moralisch und pekuniär vor die Hunde. Lichtenberg andererseits genoss das pulsierende Grossstadtleben (um diesen Gemeinplatz auch einmal verwenden zu dürfen); auch wurde der berühmte Physiker gefeiert und gar dem König vorgestellt. Moritz positioniert sich mit seiner Englandreise irgendwo dazwischen. Im Gegensatz zu Lichtenberg war er kein Landeskind von Georg III. (mehr)…

Karl Philipp Moritz – Popularphilosophie

Weil nur wenige der theoretischen Schriften Moritz‘ handschriftlich erhalten sind, ist es – so die Herausgeber meiner kleine Werkausgabe (ich bin mittlerweile in Band 2, d.i. Bibliothek der Klassiker 145) – schwierig, diese Schriften chronologisch zu ordnen. Deshalb haben sie sich für eine Ordnung nach Themen entschieden. Das verschiebt die Problematik allerdings nur auf eine…

Karl Philipp Moritz – Weitere belletristische Werke

(„Weitere“ deswegen, weil meine kleine Werkausgabe [Bibliothek Deutscher Klassiker 159] neben dem Reiser und dem Hartknopf und neben Moritz‘ theoretischen Schriften auch noch ein paar Gedichte, ein Drama und drei Prosa-Fragmente enthält. Letztere will ich nun ganz kurz vorstellen – die theoretischen Schriften folgen später.) Moritz‘ Gedichte allerdings sind höchstens literaturhistorisch interessant. Die deutsche Literatur…

Karl Philipp Moritz: Andreas Hartknopf. Eine Allegorie / Andreas Hartknopfs Predigerjahre

Anders als der Anton Reiser ist der Andreas Hartknopf1) desselben Autors einigermassen unbekannt. Schon Moritz‘ Zeitgenossen rezipierten den ersten Teil, die Allegorie, weniger als den Reiser, den zweiten Teil dann schon fast gar nicht. Ich habe Andreas Hartknopf vor Jahren schon einmal gelesen, kann mich aber an keine Details mehr erinnern. Dies hier ist nun…

Georg Forster: Briefe

Gerhard Steiner, der Herausgeber meiner vierbändigen Forster-Werkausgabe, erschienen 1971 bei Insel-Ost, dessen vierten Band die vorliegenden Briefe darstellen, spricht in seinem diesem Band beigefügten Essay Georg Forster und das Schreiben – nicht nur von Briefen sinngemäss und unter anderem davon, dass man eigentlich bei Forster den historisch-kritischen Briefwechsel lesen sollte. Er meint damit vor allem,…

Begleitband III zu den Beneke-Tagebüchern: »Leben und Ansichten«

Nach etwas mehr als zwei Jahren ist im Wallstein-Verlag eine weitere Abteilung der Tagebücher des Hamburger Oberaltensekretärs Ferdinand Beneke erschienen. Die Herausgeber haben sich dafür entschieden, nach Teil I zuerst Teil III zu liefern; Teil II soll offenbar im Jahr 2018 folgen. Teil III enthält die Jahre 1811 – 1816 und umfasst 2 Bände eigentliches…

Noch einmal Knigge

Er lässt mir gerade keine Ruhe, der Freiherr Knigge. Knigge ist eine ungeheuer schillernde Persönlichkeit, und ich kann nicht allem zustimmen, was ich so über ihn lese. Vor allem bei zwei Dingen bin ich anderer Meinung als einige seiner Ausleger. Da ist die Geschichte mit dem Schuh, den er einer Hofdame stibitzt und ihr auf…

Adolph Freiherr Knigge: Briefwechsel mit Zeitgenossen 1765-1796

Herausgegeben [und kommentiert] von Günter Jung und Michael Rüppel. Göttingen: Wallstein, 2015. Der Briefwechsel mit Zeitgenossen ist Teil eines grösseren Projekts, das die Werke und Briefe Knigges in toto herauszugeben beabsichtigt, und umfasst die ‚privaten‘ Briefe Knigges, mit Ausnahme der Familienbriefe. Dass dennoch einer an seine Tochter Philippine darin figuriert, hängt mit der überaus schlechten…