So, anders als gestern wollen wir heute über das berichten, was eine Buchmesse eigentlich ausmacht: Bücher. (Und Verlage. Und Autoren.)

Der heutige Tag war – jedenfalls was mich betrifft – schwerpunktmässig zwei Themen gewidmet. Einerseits habe ich die Antiquariatsmesse, die in der Büchermesse integriert ist, besucht. Schon vorgestern bin ich mal kurz vor deren Eingang herumgeschlichen, aber damals nicht hineingegangen. Nun ist so ein Haufen alter Bücher für einen Aficionado wie mich per se interessant. Allerdings habe ich sie heute nicht betreten mit dem festen Vorsatz, etwas zu kaufen. (Oder nichts zu kaufen.) Nur waren leider meine Interessensgebiete schlecht abgedeckt. Offenbar ist es so, dass Antiquariate, wenn sie in Leipzig sind – ob temporär oder stationär – verpflichtet sind, möglichst viele Bände der Insel-Bücherei oder überhaupt des Insel-Verlags aufzustellen. Sicher, der Verlag wurde vor über 100 Jahren einmal in Leipzig gegründet, aber so viele Insel-Bücher sind dann doch nur langweilig. Auch ist mein Interessensgebiet, das 18. Jahrhundert, generell schlecht abgedeckt; die Bücher aus jener Zeit finden selten den Weg ins Antiquariat. Da war allerdings vorgestern eine Gellert-Ausgabe von 1840, schlechtes Papier, stockfleckig, mit gelockerten Gelenken – offenbar eine Volksausgabe. Dafür € 180.00 zu verlangen, schien mir etwas viel. Als ich heute nach ihr Ausschau hielt, war sie verschwunden. Vielleicht hatte der Käufer ja mehr Mut als ich, und hat den Antiquar heruntergehandelt. So habe ich die Antiquariatsmesse mit leeren Händen verlassen…

Zweiter Programmpunkt war eine Veranstaltung, die Die Unabhängigen. Vertreter der unabhängigen Verlage treffen auf Blogger hiess, und an der Leif Grenius vom Verlag Voland & Quist sowie sein Autor Julius Fischer teilnahmen. Das Gespräch hatte nun mit Bloggern nur insofern zu tun, als dass es sich um eine speziell für Blogger in der Blogger-Lounge organisierte Veranstaltung war – Thema war dann eine Auseinandersetzung, die der Autor Julius Fischer seinem Verlag „eingebrockt“ hatte, als er in einer Art Parodie den Begriff Wanderhure als Titel wählte. Das Autorenpaar Iny Lorentz fand das offenbar weniger komisch; pikiert waren sie wohl vor allem, weil sie darin als „Rentner“ bezeichnet wurden (was altersmässig nach hiesigen Begriffen für sie, aber noch nicht für ihn zutreffen würde). Droemer Knaur machte die Sache der Autoren zu der seinen – es folgte eine längere juristische Auseinandersetzung. Auf mich macht die Geschichte den Eindruck, als ob hier wieder einmal ein Grosser einem Kleinen das Genick zu brechen versucht hat. Wenn Voland & Quist nicht den Weg gefunden hätte, über eine Art ‚Crowd Funding‘ das Geld für die beiden Prozesse zu bekommen, hätten sie klein beigeben müssen, obwohl die zweite Instanz festgestellt hat, dass weder Voland & Quist noch Julius Fischer irgendwelche Rechte verletzt hatten. Ich gebe zu, dass die ganze Geschichte damals (2013/14) an mir vorbeigegangen ist, fand sie aber trotzdem interessant. Interessanter noch fand ich den Hinweis von Leif Grenius auf die im Rahmen der Kurt Wolff Stiftung bestehende Kooperation kleiner, unabhängiger Verlage, die demnächst bis hin zu einer gemeinsamen Vermarktungsplattform gehen soll. Die Broschüre der Stiftung habe ich mir im Anschluss an die Veranstaltung jedenfalls gleich besorgt. Somit habe ich auch an der Leipziger Buchmesse, ohne sie wie in Frankfurt suchen zu müssen, die Indieverlage gefunden ;). (Schade übrigens, dass nicht mehr Blogger anwesend waren…)
Am allerletzten Tag der Messe, fast in der allerletzten Stunde ist dann noch ein Büchergestell in der Antiquariatsmeile zusammengebrochen. Wie eine Bloggerin und meine Frau unabhängig voneinander festgestellt haben: „Schwere Literatur.“

(c) litteratur.ch