Miles gloriosus
Neben dem Amphitruo ist der Miles gloriosus wohl das bekannteste Stück von Plautus. Hauptmann Pyrgopolynices (was ungefähr so viel heisst, wie „Burgsiegreich“) weilt in Ephesus, um Soldaten zu rekrutieren. Er hat die Geliebte eines jungen Atheners dorthin entführt. In seinen Besitz ist auch dessen Sklave Palaestrio gelangt, der, von seinem Herrn ausgeschickt, nach der Geliebten zu suchen, von Piraten gefangen genommen und ausgerechnet an den Entführer der jungen Frau verkauft worden ist. Mit Hilfe eines Nachbarn, eines gutmütigen, aber ehrbaren Mannes, gelingt es den beiden Liebenden, miteinander Kontakt aufzunehmen. Da sie dabei von einem andern Sklaven des Pyrgopolynices gesehen werden, muss Palaestrio eine Geschichte erfinden, wonach die Entführte eine Zwillingsschwester hätte, um den andern Sklaven daran zu hindern, seine Beobachtungen dem Hauptmann mitzuteilen. Die Szenen mit der angeblichen Zwillingsschwester und diejenigen, in denen Pyrgopolynices seinen Ruhmreden freien Lauf lässt, gehören wohl zum Besten, was die Komödie bis heute hervorgebracht hat. (Selbstverständlich gelingt es Palaestrio, nicht nur die eigene Freiheit zu erlangen, sondern auch – mittels einer weiteren Intrige – den Hauptmann davon zu überzeugen, dass die junge Frau des Nachbarn – in Wahrheit eine gedungene Hetäre – sich unsterblich in ihn verliebt hätte. Was der Hauptmann, der sich nicht nur für ein Wunder von Kriegsheld hält, sondern auch für ein ebensolches an Frauenheld, natürlich sofort glaubt. Doch er wird als ‚Ehebrecher‘ in flagranti ertappt, und muss noch froh sein, dass ihm der erboste Pseudo-Ehemann nicht die Hoden abschneidet.)
Der prahlerische Kriegs- und Frauenheld gehört zu den Archetypen der Komödie; Plautus hat ihn nicht erfunden. Sein Stück ist eine Übersetzung einer älteren attischen Komödie, Alazon, deren Verfasser wir nicht kennen. In Aristophanes Acharniern haben wir den General Lamachos; wir haben bei den Römern den Thraso im Eunuchus des Terenz. Im deutschen Sprachraum wurde Gryphius‘ Horribilicribrifax (ca. 1650) bekannt. Ben Jonson kennt eine solche Figur; und natürlich darf Shakespeares Sir John Falstaff nicht vergessen werden. Sie alle agieren in Plots, die von dem des Plautus völlig verschieden sind, sind aber Mitglieder derselben Familie von Bramarbassen.
Mostellaria
Eine Schelte gegen den Luxus, wie er in Rom langsam Einzug hielt durch die Rückkehr der römischen Truppen aus Griechenland. (Ironischerweise ebenfalls eine Übersetzung aus dem Griechischen, von Phasma [Gespenst] eines unbekannten Autors.)
Der Vater weilt seit 3 Jahren im Ausland, um dort seinen Geschäften nachzugehen. In dieser Zeit verjubelt der Sohn dessen Geld mit Wein, Weib und Gesang. Da kehrt der Vater überraschend heim. Das ist einmal mehr die Stunde eines durchtriebenen Sklaven, der mit immer haarsträubenderen Geschichten den Vater von der rechten Spur abzulenken sucht. Allerdings fliegen alle seine Geschichten auf, und zum Schluss bleibt es einem Freund des Sohns vorbehalten, für den reumütigen Filius Vergebung zu erlangen. Das gelingt; selbst für den Sklaven erlangt der Freund – wenn auch mit einiger Mühe – Straffreiheit. Für einmal also ein nicht ganz so erfolgreicher Intrigant.
Hier ist es vor allem eines der Motive, das sich in spätern Stücken anderer Autoren wieder finden lässt. Zu einem gewissen Zeitpunkt nämlich weiss der Sklave kein anderes Mittel mehr, dem Alten die Ausgaben des Sohnes zu verklickern, als dass er davon schwafelt, im eigenen Haus hätte es gespukt, und der Sohn hätte ein neues kaufen müssen. Diesen Gespensterspuk finden wir in diversen italienischen Komödien des 16. Jahrhunderts, finden wir in Ben Jonsons The Alchimist (1610), finden wir in Henry Fieldings The Intriguing Chambermaid (1733).
Persa
Auch in diesem Stück wird dem jungen Liebhaber sein Mädchen besorgt; anders als in den übrigen Stücken Plautus‘ ist der Liebhaber aber ein Sklave. Das Mädchen ist Hetäre in Diensten eines Kupplers. Um sie zu befreien, greifen der Sklave und sein Freund, ebenfalls ein Sklave, zu recht unlauteren Mitteln. Der zweite Sklave verkleidet sich als reicher Perser und verkauft dem Kuppler eine angebliche Skavin gegen Geld und gegen die Freilassung der Geliebten. Der Kuppler geht darauf ein; muss aber dann erfahren, dass die angebliche Sklavin, die er gekauft hat, in Wahrheit eine Freie war. Nach römischem Recht verliert er nicht nur die gekaufte Frau; er hat auch keinen Anspruch auf Rückgabe der Kaufsumme.
Wegen des bedenklichen Ethos des Stücks und der Personen, und auch, weil das Ganze doch recht sorglos zusammen geflickt ist, stand das Stück schon zu Plautus‘ Lebzeiten nicht gerade hoch im Kurs, und es gibt auch keine bekannten Nachahmungen oder Motivübernahmen.