Sigismund Krzyżanowski: Der Club der Buchstabenmörder

Trotz seines polnischen Namens (und seiner polnischen Eltern) hat sich der 1887 in Kiew geborene Sigismund Krzyżanowski zeit Lebens der russischen Kultur zugeordnet. Er schrieb nur auf Russisch und zog 1922 nach Moskau um. Allerdings schrieb er zwar auf Russisch, veröffentlichen durfte er in Stalins Sowjetunion nichts Relevantes. Er schien zwar auf keiner Liste zu…

Leo N. Tolstoi: Auferstehung

Der letzte große Roman Tolstois, ein Sittenbild des untergehenden Zarenreiches und eine Art Bekenntnisbuch des alternden Schriftstellers, der dem Protagonisten Nechljudow ganz offenkundig seine eigenen Gedanken, Zweifel, Ängste in den Mund gelegt hat. Nechljudow ist ein adeliger Gutsbesitzer, der wohl behütet aufwächst und dessen Anlagen in jeder Hinsicht vielversprechend sind. Als junger, enthusiastischer Student lernt…

Autumn

Anthologien sind mein Ding nicht: Ich kaufe oder lese selten welche. Diese hier wurde als eine Art Treueprämie meiner vorletzten Bestellung bei der Folio Society beigelegt – der vorvorletzten übrigens auch. Geschenktem Gaul schaut man bekanntlich nicht ins Maul, und ich hätte es wohl auch nicht getan, wenn ich nicht das Gefühl hätte, dass die…

Iwan Turgenew: Am Vorabend

Bei Am Vorabend (Накануне) von 1860 handelt es sich um den dritten Roman, den Turgenew (früher auch ‚Turgenjew‘ transkribiert) verfasst hat. Hierzulande kennt man von Turgenew vor allem natürlich Väter und Söhne, den grossen Roman mit – soweit ich sehen kann – der ersten Erwähnung der Philosophie bzw. der Politik des Nihilismus. Dabei würde sich…

Sofja Tolstaja: Eine Frage der Schuld

Verstört und (vor allem wohl) verärgert muss die Gräfin Tolstaja gewesen sein nach der Lektüre des kleinen Romans ihres Gatten Leo, Kreutzersonate. Und, obwohl sie sich für die Veröffentlichung der Kreutzersonate eingesetzt hatte, konnte sie sich einer Replik nicht enthalten auf die öffentlichen Anschuldigungen ihres Mannes, als die sie seinen Roman empfand. Sie schrieb diese…

Leo N. Tolstoi: Kreutzersonate

Faszinierend, intrigierend, irritierend, verwirrend, ja verstörend – in dieses Wechselbad der Gefühle hat mich die Lektüre des kleinen Romans Kreutzersonate von Lew Tolstoi gestürzt. Ich bin da wohl nicht der einzige, wie Beispiele aus diversen Foren (z.B. hier oder hier) zeigen. Im übrigen ist so etwas gar kein schlechtes Zeichen für die Qualität eines Romans….

Michail Jewgrafowitsch Saltykow-Schtschedrin: Die Geschichte einer Stadt

Phantastik-geladene Satire oder satirische Phantastik? 1870 veröffentlichte Saltykow (1826-1889) diesen kleinen, aber feinen Roman. Es geht darin um die Geschichte der fiktiven Stadt Dumburg. Saltykow verwendet sprechende Namen, wie man sieht. Dumburg wird von Stadthauptleuten regiert, und der Roman lässt sie alle mehr oder weniger ausführlich Revue passieren. Dies besorgt ein „Chronist“, der die Ereignisse…

Die Dämonen I

Von Zeit zu Zeit packt es mich, und ich mache mich an grössere oder kleinere Leseprojekte. So eines sind zur Zeit die „Dämonen“. Dostojewskijs Werk habe ich vor einiger Zeit schon gelesen, und da ist aktuell auch keine Wiederlektüre geplant. Dann ist mir jetzt Heimito von Doderers Werk untergekommen, und vor kurzem, an der MMC,…