Walter Burkert war einer der bekanntesten und renommiertesten Altphilologen, der sich mit zahlreichen religionshistorischen Arbeiten einen Namen gemacht hat. Das vorliegende Buch über die „Kulte des Altertums“ weist ihn als Kenner der Materie aus, obschon seine Herleitungen manchmal fragwürdig erscheinen und unter seinem Detailwissen begraben werden. Einleitend geht er auf die Funktion der Religion und…
Kategorie: Politik und Gesellschaft
Soziologisches, Politisches, Nationalökomomie etc.
Paul Veyne: Glaubten die Griechen an ihre Mythen?
Dieses Buch, das eigentlich nur als Zusatzlektüre zu Herbigs Der Fluß der Erkenntnis gedacht war, verdient eine eigene Besprechung: Nicht, weil man allerlei Wissenswertes über die griechische Mythologie erfährt, sondern weil es vielmehr paradigmatisch ist in seinem Umgang mit dem Begriff der Wahrheit, auf den Veyne immer wieder rekurriert. Beispielhaft ist die Schreibweise Veynes insofern,…
Daniel Everett: Das glücklichste Volk
Das glücklichste Volk: Das ist nach Meinung des Autors jenes der Piraha-Indianer (gesprochen: Pi-da-HAN) im Amazonastiefland. Aber dieses Volk birgt noch einige andere Besonderheiten, die mit diesem „Glück“ in Zusammenhang stehen dürften: Eine bemerkenswerte Widerstandskraft gegen Einflüsse von außen und eine in dieser Form unbekannte Sprache. Daniel Everett kam ursprünglich als Sprachforscher und Missionar zu…
Shlomo Sand: Die Erfindung des Landes Israel
Man kann diesem ausnehmend informativen und klugen Buch nur viele Leser wünschen – vor allem und besonders in Israel. Allerdings wird dort Shlomo Sand als Nestbeschmutzer betrachtet, wie das oft mit jenen zu geschehen pflegt, die sich dem allgemein anerkannten und nicht weiter hinterfragten Narrativ zu widersetzen versuchen. Wie schon in seinem letzten Buch, in…
Henry Picker: Hitlers Tischgespräche im Führerhauptquartier
Diese Gespräche wurden 1941/42 auf Wunsch der Nationalsozialisten stenographisch notiert und später ausgearbeitet, wobei man sich bemühte, relativ nah am Sprachduktus Hitlers zu bleiben. Sie umfassen militärische und politische Belange ebenso wie seine Ansichten über Kunst, Erziehung, die Frauenfrage oder über die ihn ständige umtreibende Problematik der „Rassenkunde“. Ich bin wahrscheinlich nicht der erste, der…
Marc Parent: Die Purzelbaum-Philosophie
Nachdem ich einige Bücher dieses Genres ziemlich bald abgebrochen habe, bin ich bei diesem zumindest bis zum Ende gelangt. Ob es etwas mit Philosophie oder auch nur mit kindlicher Philosophie zu tun hat, darf bezweifelt werden: Es ist vielmehr die Erzählung eines Vaters (Journalisten), der sich um seine beiden Söhne zu kümmern beschließt, während seine…
Walter Krämer: Die Angst der Woche
Statistik und Wahrscheinlichkeitsrechnung sind nicht jedermanns Sache, sie haben mit Mathematik zu tun und werden schon deshalb scheel angesehen. Krämer meint sogar, ein „Innumeratentum“ in Deutschland feststellen zu können (das Buch behandelt fast ausschließlich die deutschen Verhältnisse, vieles aber lässt sich sicher auf andere westliche Länder übertragen, obschon der Autor darauf hinweist, dass die Panikmache…
Alain Badiou: Versuch, die Jugend zu verderben
Würde dieses Elaborat gelesen (und für klug erachtet werden) – man könnte tatsächlich von einer verdorbenen Jugend sprechen. Denn trotzdem ich meinem philosophischen Magen schon allerhand zugemutet habe, so gehört dieses Buch doch zum Dümmsten, das ich seit langer Zeit gelesen habe. Dabei beginnt das alles noch einigermaßen harmlos: Badiou erinnert an Sokrates und an…
Svetlana A. Aleksievic: Die letzten Zeugen. Kinder im Zweiten Weltkrieg
Nach dem ich die letzte Seite dieses Buches gelesen hatte war ich erleichtert: Diese fortgesetzten Ungeheuerlichkeiten waren nur schwer zur ertragen. Vielleicht auch deshalb, weil meine beiden Kinder genau so alt sind wie jene, von denen hier erzählt wird – besser: Die hier – 60 Jahre später – von ihrem Kindsein erzählen. Auf 320 Seiten…
Alberto Manguel: Eine Geschichte des Lesens
Eine „Geschichte des Lesens“ muss für jeden Bücherliebhaber anziehend wirken. Denn man hat die Gewissheit, dass da vieles erzählt wird, was man aus eigener Erfahrung zu kennen glaubt, dass ein solches Buch unzählige Anregungen zu vermitteln vermag und man von zahlreichen kulturhistorischen Anekdoten unterhalten wird. Leider kann das Werk von Alberto Manguel diesen Anspruch nicht…