Wolfgang Rother: Verbrechen, Folter, Todesstrafe

Pietro Verri und Cesare Beccaria sind bestenfalls einigen wenigen Philosophen und Juristen bekannt, die sich mit der Aufklärung in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts auseinandersetzen. (Noch unbekannter ist der „deutsche“ Beccaria, Karl Ferdinand Hommel, der in Leipzig tätig war.) Dabei kommt gerade den beiden Italienern das Verdienst zu, als erste sowohl auf die Unmenschlichkeit…

Harry Graf Kessler: Gesichter und Zeiten

Hier handelt es sich um den ersten Band der „Gesammelten Schriften“ von Harry Graf Kessler (1868 – 1937), der aufgrund seiner Herkunft zu den höchsten Kreisen Zugang hatte (der Taufpate seiner Schwester war Kaiser Wilhelm I.), mit sehr vielen bekannten Künstlern Umgang pflegte und aufgrund seiner politischen Gesinnung auch als „roter Graf“ bezeichnet wurde (was…

Patrick J. Geary: Europäische Völker im frühen Mittelalter

Dieses Buch möchte man allen Politikern ans Herz legen (obschon ich befürchte, dass wissenschaftliche Erkenntnis das Handeln derselben nur in geringem Maße beeinflusst): Denn es zeigt in bemerkenswerter Weise, dass die Rede von europäischen Nationen ein vollkommener Nonsens ist, der im 19. Jahrhundert – unterstützt durch zahlreiche Intellektuelle – seine eigentliche Geburtsstunde feierte und dabei…

Shlomo Sand: Die Erfindung des jüdischen Volkes

Shlomo Sand ist Professor für Geschichte in Tel Aviv und greift mit diesem Buch den wohl gehüteten und gepflegten Mythos vom ewig wandernden jüdischen Volk auf, das sich da angeblich „rein“ über all die Jahrtausende erhalten habe und das vor allem aufgrund dieser seiner Geschichte und der Vertreibung aus dem gelobten Land den Anspruch auf…

E. Werner, M. Erbstößer: Kleriker, Mönche, Ketzer

Meine anfängliche, hier geäußerte Skepsis, hat sich glücklicherweise nicht bewahrheitet – im Gegenteil: Das Buch hat sich als sehr gut lesbar und auch informativ erwiesen, bietet eine wohltuende Alternative zu den vielen Darstellungen, die aus der religiös-theologischen Ecke kommen, ohne aber in irgendeiner Weise gegen Religion zu polemisieren. Dabei wird der Fokus auf die Zeit…

Richard Kieckhefer: Magie im Mittelalter

Ein äußerst informatives, angenehm geschriebenes Buch, kompetent, übersichtlich und intelligent gestaltet. Im Gegensatz zu dem eher zweifelhaften Elaborat von Daston/Park beschränkt sich Kieckhefer wohltuend auf das eigentlich Thema, versucht sich nicht in gewagten philosophisch-historischen Interpretationen, sondern beschreibt das Phänomen der Magie ausgehend von einer wohlbegründeten Definition unter verschiedenen Gesichtspunkten.* Kieckhefer gibt einen Überblick über die…

Edgar Zilsel: Die Entstehung des Geniebegriffes

Dieses Buch sollte der erste von zumindest zwei Bänden sein, die sich mit dem Geniekult beschäftigen. Und es wurde auch als Habilitationsschrift vorgelegt: Allerdings vom Kollegium nicht durchgehend positiv bewertet, was zum Teil mit der Person Zilsel zu tun hatte: Er bekannte sich offen zum Sozialismus als auch zum logischen Positivismus. Ein weiteres, von deutschen…

Malcolm Lambert: Ketzerei im Mittelalter

Im Vorwort sagt Lambert, dass dieses Buch eine „Arbeitssynthese“ über den derzeitigen (Erscheinungsdatum der englischen Originalausgabe 1981) Forschungsstand – für Studenten oder Wissenschaftler – sei, die mit einer einbändigen Einführung ihr Auskommen finden wollen. Und genau diesen Anspruch hat der Autor mit diesem Buch eingelöst, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Ersteres, nämlich der Versuch…

Lorraine Daston, Katharine Park: Wunder und die Ordnung der Natur

Die beiden Autorinnen berichten im Vorwort von der langen Entstehungsgeschichte dieses Buches: Seit den ersten Ideen dazu verstrichen über 20 Jahre, bis es endlich fertiggestellt war – und in genau dieser großen Zeitspanne dürfte eines der Hauptprobleme dieses Buches liegen. Eigentlich ist es als eine Art „Kulturgeschichte des Staunens“ konzipiert, ein durchaus interessanter Zugang zu…

Jacques Le Goff: Die Geburt des Fegefeuers

Eine religions- und kulturhistorische Studie vom Allerfeinsten. Le Goff zeichnet die Entwicklung des „dritten Ortes“ nach – von seinen ersten Anklängen im Frühchristentum bis zu seiner endgültigen Etablierung im 12. bzw. 13 Jahrhundert. Diese Etablierung des Fegefeuers war keine bloße Fußnote der Dogmengeschichte, sondern hatte höchst bedeutende sozial- und religionspolitische Konsequenzen. So entzündete sich ein…