René Descartes: Regulae ad directionem ingenii

Wenn man so will, hat René Descartes drei Versionen eines einzigen philosophischen Textes geschrieben. Je nach Zielpublikum und anderen äusseren Umständen hat er das Schwergewicht seiner Argumentation etwas verlagert, auch kleine Korrekturen am Inhalt als solchem angebracht. Die Regulae ad directionem ingenii (Regeln zur Ausrichtung der Erkenntniskraft) stellen von dieser Triade die erste Version dar….

Olivier Huebscher: Quoniam from Bach’s B Minor Mass. The Horn Call, Volume XLII. No. 3 (May 2012): 39-40.

Zur Abwechslung einmal etwas ganz anderes: eine aktuelle Veröffentlichung aus dem Gebiet der Musikwissenschaften … 🙂 Vor kurzem ist oben genannter Artikel in The Horn Call erschienen, der Zeitschrift der International Horn Society. Der Autor: Olivier Huebscher, *1987, ist ein junger Schweizer, der in den USA lebt und studiert. Nach dem Bachelor-Diplom an der Redland-University in…

Robert Graves: The Greek Myths

Ein paar Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg machte sich in Grossbritannien zusehends ein Unbehagen in der Welt der Kultur breit. Das Publikum, so dieses Unbehagen, wüsste immer weniger über die Antike und ihre Mythologie. Dieses Wissen sei aber unabdingbar für das Verständnis vieler Kunstwerke über viele Jahrhunderte. Das Bildungsbürgertum sah sich in seinen Grundfesten, in…

Geschichte der Philosophie in Text und Darstellung. Band 2: Mittelalter

Hg. von Kurt Flasch. Stuttgart: Reclam, 1994. (= RUB 9912) [Wobei Flasch nicht nur als Herausgeber fungierte, sondern auch die „Darstellung“ verfasst und die meisten „Texte“ aus dem Lateinischen übersetzt hat.] Eine erfreulich unaufgeregte, neutrale, wenn auch vielleicht ein bisschen gar knappe Darstellung der mittelalterlichen Philosophie Europas. Auch die arabische Philosophie, bzw. deren Einfluss auf…

Tobias O. Meißner: Barbarendämmerung

Ein Buch, das mich gleich mal vor taxonomische Probleme stellt: Handelt es sich bei Barbarendämmerung von Tobias O. Meißner nun um einen Roman oder doch um eine Sammlung von Kurzgeschichten? Eigentlich lässt sich ja jedes Kapitel dieses Buchs als eigenständige Kurzgeschichte lesen. Aber die Kurzgeschichten sind chronologisch angeordnet, und im Grunde genommen bewegt sich der…

Holinshed’s Chronicles

Nein, das da im Titel ist kein Deppenapostroph. Als „Holinshed’s Chronicles“ ist im angelsächsischen Raum das Werk bekannt, das ich vor kurzem gelesen habe – „Chronicles“, weil es eine Chronik darstellt, „Holinshed“ nach dem Namen des wichtigsten Beiträgers. (Ausgesprochen übrigens als „Holins-Hed“ …) Viel weiss man nicht über Raphael Holinshed. Er lebte von 1529 –…

Andreas Brandhorst: Das Artefakt

Für alle, die zufällig oder über allfällige Suchmaschinen (die uns allerdings eher zu ignorieren pflegen) auf diesen Artikel gestossen sind, möchte ich vorausschicken, dass ich mich nicht dem Literaturblogger-Ehrenkodex verpflichtet fühle, keine handlungsrelevanten Teile oder gar das Ende zu verraten. Im Gegenteil werde ich hier das Ende explizit behandeln – aus Gründen, die dem klar…

Georges-Louis Leclerc de Buffon: Allgemeine Naturgeschichte

Da steh‘ ich nun, ich armer Tor … Weil: Vor ein paar Tagen habe ich Buffons Allgemeine Naturgeschichte zu Ende gelesen, und ich weiss immer noch nicht, was ich von ihr halten soll. Vielleicht habe ich das Falsche von diesem Buch erwartet. Buffon war für mich Aufklärer, Zoologe. Brehms Tierleben auf Französisch, sozusagen. Verführt dazu…

Lord Dunsany: Das Land des Yann

In der Bibliothek von Babel des Argentiniers Jorge Luis Borges durfte natürlich Edward John Moreton Drax Plunkett, 18th Baron of Dunsany, (1878-1957) nicht fehlen. Borges‘ Auswahl aus Lord Dunsanys Werk nennt sich Das Land des Yann nach einer der ausgewählten Kurzgeschichten. Lord Dunsanys Werk hinterlässt dem Leser immer ein bisschen den Eindruck, dass hier einer…

Henry Rider Haggard: Sie

Es wurde Sir Henry Rider Haggard (1856 – 1925) wohl kaum an der Wiege gesungen, dass er als Autor von Abenteuerromanen und als Afrika-Experte Karriere machen sollte. Als achtes (von zehn) Kind eines englischen Gutsbesitzers kam er zur Welt. Weder reichte das väterliche Geld, noch offenbar seine Intelligenz für eine klassisch-solide englische Schulbildung. Der Gouverneur…