Es ist das erste Mal, dass ich zum zweitem Mal über ein Streetfood-Festival schreibe, das zum dritten Mal stattfindet. (Das erste Mal haben wir aus irgendwelchen Gründen verpasst.) Vor genau einem Jahr (vom Datum her gesehen: Vor einem Jahr und einem Tag – das 365-Tage-Sonnenjahr hat ja nicht ganz Platz in einer ganzzahligen Anzahl Mondwochen.) – vor einem Jahr nämlich waren wir an der zweiten Auflage des Drink’n’Dine Festivals Winterthur schon dabei. Damals war das Wetter wechselhaft, und wir wurden denn auch redlich überschüttet. Dennoch war uns das relativ kleine Festival so sympathisch, dass wir beschlossen, auch dieses Jahr wieder hin zu gehen.
Was soll ich sagen? Es ist uns auch dieses Jahr immer noch sympathisch. Seine Lage – zentral und nahe beim Bahnhof, in einer Sackgasse (die erst seit zwei oder drei Jahren eine ist: ich bin da früher das eine oder andere Mal mit dem Auto durchgefahren auf dem Heimweg von Zürich; es war ein ziemlich bekannter Schleichweg, wenn die Umfahrung Winterthur wieder einmal durch einen Unfall blockiert war), jetzt aber ruhig und nur für den wirklich sichtbar, der auch danach sucht – seine Lage also, und seine Größe (bzw. Kleinheit: mehr als ein Dutzend Food-Trucks und Ähnliches sind es wohl kaum) machen es überschaubar und zumindest so früh am Abend, wie wir jeweils hingehen, auch familientauglich.
Die Stände waren größtenteils andere als letztes Jahr. (Nur die Weinbar wurde von derselben Firma betrieben. Allerdings benahmen sich deren Gäste dieses Mal ruhiger und gesitteter als letztes Jahr.) Pulled Beef habe ich nirgends gesehen. Meine Frau kaufte sich ein Pulled Chicken – allerdings nicht als Burger, sondern als Wrap. Das Huhn war auch durchmischt mit anderen Zutaten, so unter anderem Reis. Recht nahrhaft, und es schmeckte. Leider war das untere Ende dann nur noch Teig und ein bisschen trocken. Je nun, dafür konnte man es essen, ohne darauf achten zu müssen, dass unten heraustropfendes Zeug nicht die Kleidung verschmutzt. Ich für meinen Teil holte mir eine Currywurst mit Spätzle. Letztere sind ja nicht nur eine schwäbische, sondern generell eine alemannische Spezialität. Erstere zugegeben eher weniger – de facto war es dann auch eine normale Bratwurst, die man mit einer Currysauce überschüttet hatte. Dennoch nicht übel – die Wurst sowohl wie vor allem die Spätzle mit Käse und Röstzwiebeln. Meine Frau trank eine Art Himbeerlimonade mit Eis; ich konnte einem kleinen Gin nicht widerstehen. Finsbury – den Namen hatte ich schon gehört, bisher aber hatte ich noch keinen getrunken. Kräftig und robust, aber gutmütig. Keiner der manchmal bereits überkandidelten Botanicals, wie sie heute Mode geworden sind, aber dennoch fein abgestimmt. (Nein, kein Tonic. Ich mag Tonic-Wasser nicht.)
Wir haben beim Essen darüber philosophiert, ob die Food-Trucks, die hier verkaufen, unter der Woche wirklich irgendwo stehen und dem kleinen Angestellten Mittagessen anbieten, oder ob sie nur noch von Streetfood-Festival zu Streetfood-Festival tuckern. Der Hot-Dog-Truck jedenfalls war derselbe wie am Food & Drinks at the Valley. Wir vermuteten, dass es wohl eher auf solche Festivals spezialisierte Anbieter sein müssen. Ganz einfach darum, weil wir uns nicht vorstellen können, dass die manchmal recht langwierige Zubereitung der einzelnen Mahlzeiten möglich ist, wenn draussen die Kunden Schlange stehen und alle es eilig haben. Schliesslich dauert so eine Mittagspause ja oft nur ein halbe Stunde. Zugegeben: Meine Currywurst mit Spätzle kamen von einem Food-Truck aus der Provinz. Vielleicht hat man es dort noch nicht so eilig. (Fast dieselbe Provinz übrigens, aus der auch der Schriftsteller Hermann Burger stammte – das Tal nebenan, aber dieselbe Eisenbahngesellschaft. Und im Grunde genommen halt doch dieselbe Provinz…)
Selbst Streetfood-Festivals werden umweltbewusst. Während das Wrap meiner Frau einfach in eine Serviette gewickelt wurde, hat man mir meine Wurst mit den Spätzle in einem recycelbaren Behälter ausgehändigt. Wer teuren Wein bestellte, bekam ihn – gegen Pfand – in einem Glas. Die übrigen Getränke wurden dann aber nach wie vor in Plastikbechern ausgegeben. Und auch meine Gabel war von Plastik. Da ist also noch Luft nach oben, wie man so schön sagt. Allerdings patrouillierten in regelmässigen und recht kurzen Abständen Personen durch die Tischreihen, die sofort jeden leeren Behälter vom Tisch nahmen und ihn seiner abfalltechnischen Bestimmung zuführten. Dadurch machten die Tische immer einen sauberen, aufgeräumten Eindruck.
Fazit: Auch heuer – wo das viel bessere Wetter doch auch schon um 18 Uhr viel mehr Leute angelockt hatte, als letztes Jahr – auch heuer ein sympathisches kleines Streetfood-Festival. Man ist versucht, es familiär und familientauglich zu nennen. Auch mit dem Essen hatten wir Glück und etwas gefunden, das uns schmeckte.