Sie sind ein genauer Denker, der befliessen liest, um zu schwelgen. (#lbm15/2)

Nachtrag zu gestern: Ich habe auch den Stand der Arno Schmidt Stiftung besucht. Ich habe dabei in aller Ruhe im Fouqué-Band der Werkausgabe geblättert, immer mit der Frage im Hinterkopf, ob dieses Riesenwerk auch für einen nicht ganz so angefressenen Schmidt-Leser ein ‘Muss’ ist. Ich habe die Frage für mich verneint, nicht zuletzt auch auf Grund der Tatsache, dass einmal mehr, wie in Frankfurt, die anwesenden Stand-Betreiber offenbar Publikum nur als störend empfinden. Zwar war es diesmal keine einzelne Dame, die einen hoheitsvoll und stillweigend übersah (im wahrsten Sinne des Wortes!), sondern es waren deren drei Personen anwesend, die sogar sehr angeregt plauderten. Miteinander. Vielleicht war daran die leere Weinflasche schuld, die vor ihnen auf dem Tisch stand, und die leeren Plastikbecher (horribile dictu), die daneben standen. Jedenfalls sassen die drei schon recht fröhlich da zusammen und ignorierten ihr Publikum gepflegt. Na ja – nicht mehr ganz so gepflegt…

Sie waren übrigens nicht die einzigen Standbetreiber, die nach 17.00 Uhr die Korken knallen liessen. Auch heute gab es ein paar. Ich vermute, es ist die Erleichterung darüber, einen Tag überstanden zu haben, ohne vom Publikum (und vor allem den omnipräsenten Kindern) allzu sehr belästigt worden zu sein.

Und noch ein Update zu gestern: Die anwesenden CosPlayer waren heute im Schnitt etwas jünger, sagen wir: 26 Jahre alt, zu 85% weiblich und ihr durchschnittlicher BMI ist ebenfalls gesunken. Auch waren heute ein paar richtig freche Kostüme unterweges, was vielleicht der Tatsache des ein wenig schöneren und wärmeren Wetters geschuldet ist.

Ansonsten sind die Neuigkeiten dünn gesät. Die Leipziger Messe ist kleiner als die Frankfurter. Auf einen merkwürdig gewandeten Autor bin ich gestossen, der sein Werk wie Christina Neth bei Books on Demand veröffentlicht hat, und sich nun offenbar gleich einen Stand in Leipzig gemietet hat, um für sein Buch (All-Age-Fantasy) Werbung zu machen. Irgendwie hat mich dieser volle Einsatz beeindruckt, und ich habe mir die Koordinaten seines Buches notiert. Mag sein, es taucht eines Tages in diesem Blog auf.

Sie sind ein genauer Denker, der befliessen liest, um zu schwelgen. (c) litteratur.ch
Sie sind ein genauer Denker, der befliessen liest, um zu schwelgen. (c) litteratur.ch

Mein nächster Besuch galt der Schweizer Vertretung vor Ort, dem Stand des Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verbands (SBVV). Nicht, weil ich hoffte, dort unbekannte Autoren aufzuspüren, sondern quasi aus Patriotismus. (Und, um wieder einmal ein paar Worte in meinem eigenen Dialekt hören und sprechen zu können 😉 !) Der SBVV präsentierte vor allem die kleinen Schweizer Verlage, die über zu wenig Ressourcen verfügen, um alleine einen Stand in Leipzig stemmen zu können. Nun, die Verlage kannte ich natürlich schon, aber der Stand hatte ein witziges kleines Computerprogamm, einen sogenannten Bücherkatalogtest. Grundlage des Tests ist ein (ernst gemeintes) Buch eines gewissen Moritz Tramer, das sich Der Bücherkatalogtest als charakterologisches Prüfmittel nennt, und 1953 erschienen ist. Das Programm stellt einem 8 Fragen, auf die man mit einem von 8 Büchertiteln antworten muss. Die meisten Titel in der Leipziger Version waren natürlich Schweizer Provenienz, aber auch Homers Odyssee figurierte darunter. Zum Schluss berechnet das Programm daraus einen Satz, den es dem Probanden ausdruckt. Ich bin, um ehrlich zu sein, mit meiner Charakterisierung ganz zufrieden:

Sie sind ein genauer Denker, der befliessen liest, um zu schwelgen.

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