Mark Forsyth: Eine kurze Geschichte der Trunkenheit

Eine Geschichte des Alkohols, der Entstehung, Auswirkungen, seiner Verwendung in religiösen Bereichen oder aber bloß zum Vergnügen der Betreffenden. Forsyth meint gegen Ende des Buches feststellen zu können, dass es eine offenbar dem Menschen innewohnende Eigenschaft gibt, sich das Leben mit diversen Drogen zu verschönern oder zu verkürzen, in jedem Fall aber sie auszuprobieren. Gegen diese These kann kaum etwas eingewendet werden.

Der historische Überblick gibt zwar vor, mit der Steinzeit zu beginnen, aber der Mangel an Überlieferungen bzw. archäologischen Artefakten lässt dies zu einem wenig ertragreichen Unternehmen werden. So wird ein Ausflug ins Tierreich unternommen und der Hang zum Alkohol an diversen Arten exemplifiziert. Die ersten zuverlässig überlieferten Trinkgelage können bei den Sumerern nachgewiesen werden, dann bei den Ägyptern (die orgiastischer waren als ich vermutet hätte), um schließlich zu den biblischen Umtrieben zu gelangen (der bekannte Inzest des besoffenen Lot mit seinen Töchtern bzw. die eigenartig anmutende „Sünde“, als Ham die Blöße seines im Suff halbnackt daliegenden Vaters Noah erblickt (nebst Verfluchung der Nachfahren), werden erwähnt). Und der Griechen Symposion bzw. das aus Asterix bekannte „zu Tisch liegen“ der Römer nebst der konsumierten Getränke, wobei immer auch auf spezielle soziale Sitten des Zusammenseins eingegangen wird: So der Mangel an (ehrbaren) Frauen bei den Griechen und die Emanzipation derselben bei den Römern.

Auf diese Weise werden Germanen, Wikinger, Chinesen, Azteken und besonders (der Autor kommt von den britischen Inseln) die Entwicklung der Trinkkultur in England abgehandelt, um schließlich zur (exzessiven) russischen Trinkkultur und der Prohibition zu gelangen (wobei er letztere mit einigen interessanten und allgemein weniger bekannten Fakten versieht). Das wird bemüht humorig erzählt (und reizt teilweise wirklich zum Lachen), manchmal aber wäre es mir lieber gewesen, wenn zuungunsten eines Witzes mehr auf historische Tatsachen Wert gelegt worden wäre (allerdings bin ich – was Humor anlangt – auch ein kleines Sensibelchen). Ein kurzweiliges, amüsantes Buch über das Trinkverhalten quer über den Globus, das hinter der bemüht auf Unterhaltung setzenden Darstellungsweise die eher tragischen Seiten des Alkoholkonsums verbirgt. Ein wenig zu Unrecht würde ich meinen (und angesichts dessen, was der Alkohol abseits von einer gehobenen Stimmung mit Menschen anzurichten pflegt).


Mark Forsyth: Eine kurze Geschichte der Trunkenheit. Der Homo alcoholicus von der Steinzeit bis heute. Stuttgart: Klett-Cotta 2019.

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