Zumindest für Heft 221 kann ich Entwarnung geben. Was ich bei Heft 220 noch insgeheim befürchtet hatte – nämlich, dass (auf Grund auch der Vereinsgeschichte der herausgebenden Pirckheimer-Gesellschaft) die Marginalien sich vorwiegend bis ausschliesslich mit Verlagsgeschichte, Nachrufen sowie Leben und Wirken von Buchgestaltern und -illustratoren beschäftigen würden, ja mit DDR-Verlagsgeschichte, Nachrufen auf DDR-Persönlichkeiten sowie Leben und Wirken von DDR-Illustratoren – all dies hat sich zumindest für Heft 220 nicht verwirklicht. Sicher, Nachrufe gibt es noch immer, das liegt wohl im Charakter einer Vereinszeitschrift.
Aber wir finden auch Beiträge zu Illustratoren aus andern Ländern, namentlich zum US-Amerikaner Edward Gorey, immer mit Beispielen aus dem jeweiligen Werk. Wir finden Beiträge zu Grafikern, die die urbanen Räume von Berlin zu ihrem Thema gemacht haben. Wir finden einen Beitrag zu einem aktuell noch existierenden Verlag (Quetsche), der bibliophile Bücher herstellt. Wir finden einen Beitrag über den Dichter Max Herrmann-Neiße (1886-1941; mir vorher unbekannt). Wir finden – auf separatem Papier und speziell gestaltet / gesetzt – einen Essay eben dieses Max Herrmann-Neiße über Josef Roth, bisher unveröffentlicht. Aus diesem Essay erfährt man zwar nichts Neues über Roth; aber es ist schön, dass in den Marginalien auch ein wenig über den Tellerrand hinaus geguckt wird. Ebenfalls über den Tellerrand hinaus geht übrigens ein weiterer Beitrag, über die Teilnahme von Gustav Freytag als Kriegsberichterstatter im Deutsch-Französischen Krieg. Freytag stellt nicht zu mein Spezialgebiet dar, und ich wusste weder von dieser Episode, noch davon, dass Freytag offenbar auf Grund eines Augenleidens kaum im Stande war, die Häuser auf der gegenüberliegenden Strassenseite zu erkennen. So einen Mann als Kriegsberichterstatter zu verwenden, war dann wohl ein Irrtum, den beide Seiten relativ rasch korrigierten. Freytag kehrte lange vor Kriegsende nach Hause zurück. Am interessantesten aber fand ich den Beitrag über die beiden norwegischen Zeichner Steffen Kverneland und Lars Fiske, die – zusammen oder jeder für sich – Leben und Werk von drei andern Künstlern als sog. Graphic Novel vorgestellt haben: Olaf Gulbransson, Edvard Munch und Karl Schwitters. Die Beispiele (leider nur in Schwarz-Weiss) machen sogar mir Lust, diese Bücher, die offenbar auch ins Deutsche übersetzt wurden, zu lesen.
Es sind noch mehr Beiträge zu finden, aber lassen wir es genug sein. Ein netter kleiner Holzschnitt als Beilage macht jedenfalls, dass ich mit dieser Nummer rundum zufrieden bin.
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