Volker Weidermann: Mann vom Meer

Halb Essay, halb Roman, halb Biografie – so in etwa würde ich das vorliegende Buch von Volker Weidermann beschreiben. Der Autor ist ja bekannt für solche Bücher, und Kollege scheichsbeutel hat in unserm Blog schon deren zwei vorgestellt: Träumer. Als die Dichter die Macht übernahmen über die Münchner Anarchisten sowie früher schon Ostende über Zweig…

Nichita Danilov: Vulturii orbi – Die blinden Adler

Rumänische Literatur findet sehr selten ihren Weg auf meinen Schreib- bzw. Lesetisch. Während einem die mitteleuropäische Literatur von allen Seiten zugehalten wird, müsste ich mich für die rumänische aktiv auf die Suche machen. So etwas scheitert bei mir prinzipiell an meiner Faulheit und meiner Vergesslichkeit. Dabei habe ich das Wenige, das ich an rumänischer Literatur…

Oskar Loerke: Der Oger

Als erstes möchte ich meiner Freude Ausdruck geben darüber, dass es noch immer Institutionen gibt, die dafür besorgt sind, dass auch ältere Literatur jenseits des gerade gültigen Kanon wieder aufgelegt und so neuen Generationen zugänglich gemacht wird. Und meiner Freude darüber, dass es noch immer Verlage gibt, die (auch) solche Werke auf den Markt bringen….

Joseph Roth: Die Geschichte der 1002. Nacht

Noch einmal kehrte Joseph Roth in diesem, seinem letzten Roman in die Donaumonarchie als Schauplatz zurück. Wie schon im Radetzkymarsch und in der Kapuzinergruft herrscht auch hier der scheinbar leichte, heiter-nostalgisch über den Dingen, Ereignissen und Menschen ,Kakaniens, schwebende Ton. Das wird verstärkt durch Einleitung und Schluss, die beide von einem Besuch des Schahs von…

Joseph Roth: Die Kapuzinergruft

Joseph Roth hat 1938, sechs Jahre nach dem Radetzkymarsch, mit diesem Roman hier noch einmal vom Untergang des alten Österreich erzählt. Und auch wenn ich den Radetzkymarsch weit über Die Kapuzinergruft stelle, soll das nicht heißen, dass das hier kein guter Roman sei. Er ist es nämlich, ein sehr guter sogar. Tonfall, Stil und Kolorit…

Joseph Roth: Das falsche Gewicht

Bei Das falsche Gewicht handelt es sich um einen sehr kurzen Roman, den Joseph Roth bereits im Exil geschrieben und 1937 im Querido-Verlag in Amsterdam veröffentlicht hat. Wegen dieser seiner Kürze (genau 100 Seiten in meiner Ausgabe, die keine großen Seiten aufweist) war ich zuerst versucht, den Text als Kurzgeschichte abzulegen. Er weist aber in…

Joseph Roth: Beichte eines Mörders, erzählt in einer Nacht

Schon im Titel dieses kurzen Romans von Joseph Roth stimmen so ein paar Dinge nicht: Zunächst einmal haben wir hier keine „Beichte“ im eigentlichen Sinn des Wortes vor uns. Es gibt hier keine Seelsorgenden, die dem Protagonisten Golubtschik die Beichte abnehmen und ihm anschließend Busse und Absolution erteilen würden. Es ist nicht einmal eine „Beichte“…

Joseph Roth: Radetzkymarsch

Joseph Roths Radetzkymarsch gehört zweifelsohne zu den besten Romanen der Weltliteratur. Mit dieser Meinung stehe ich keineswegs alleine da. Dabei, und darin besteht Roths große Kunst, ist Radetzkymarsch auf den ersten Blick formal wie inhaltlich sehr konventionell gestaltet. Dieser Roman hier ist alles andere als experimentell – und gerade deshalb großartig. Wir finden, um nur…

Edgar Rai: Ascona

Ascona war zu Beginn der 1930er, dem Moment, wo die Handlung des vorliegenden Romans einsetzt, keineswegs mehr nur ein kleines, unbedeutenden Fischerdörfchen am Lago Maggiore im Schweizer Kanton Tessin. Seit einiger Zeit schon fand sich dort eine nicht unbedeutenden deutsche Kolonie zusammen, die vorwiegend aus Künstlern und als Kunstmäzene auftretenden Millionären bestand. Auch Erich Maria…

Joseph Roth: Hotel Savoy

Łódź (Polen), einige, aber nicht allzu lange Zeit nach dem Ende des Ersten Weltkriegs: Im Hotel Savoy trifft sich eine bunte Gruppe von Menschen. Darunter ist auch der Ich-Erzähler, Gabriel Dan. Er ist nach dreijähriger Kriegsgefangenschaft auf dem Weg zurück nach Hause. Unterwegs legt er immer wieder Pausen ein, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen….