In der ausgedehnen und fast unübersehbaren englischen Literatur ist Machen ein «kleiner» Dichter. Ich erkläre sofort, daß diese zwei Worte ihn nicht abwerten wollen. Ich habe ihn einen Dichter genannt, weil sein in sehr geschliffener Prosa abgefaßtes Werk jene Intensität, jenes Einsam-Sein besitzt, wie sie der Poesie eigen. Ich habe ihn «klein» genannt, weil ich…
Schlagwort: William Shakespeare
1564-1616
Karl Philipp Moritz: Reisen eines Deutschen in England im Jahr 1782
Hamann ging in London moralisch und pekuniär vor die Hunde. Lichtenberg andererseits genoss das pulsierende Grossstadtleben (um diesen Gemeinplatz auch einmal verwenden zu dürfen); auch wurde der berühmte Physiker gefeiert und gar dem König vorgestellt. Moritz positioniert sich mit seiner Englandreise irgendwo dazwischen. Im Gegensatz zu Lichtenberg war er kein Landeskind von Georg III. (mehr)…
Karl Philipp Moritz: Anton Reiser
Anton Reiser braucht – hoffe ich doch – nicht extra vorgestellt zu werden. Ich habe den Text nun zum dritten oder vierten Mal gelesen und bin jedesmal mehr entzückt davon. 1785-1790 in vier Teilen erschienen, ist der Roman so modern wie sonst keiner aus jener Zeit. Er erinnert in vielem an Kafka, in noch mehr…
William Faulkner: The Sound and the Fury [Schall und Wahn]
Bis anhin zählte William Faulkner nicht zu den Autoren, mit denen ich wirklich etwas anfangen konnte. Die hohe Qualitat zumindest der von mir gelesenen Werke stand für mich zwar immer ausser Frage. Aber Faulkners Thema – der Untergang der alten Südstaaten, genauer der finanzielle und moralische Untergang der einst die Südstaaten dominierenden weissen Grossgrundbesitzersfamilien, mit…
Dorothy Wordsworth: The Grasmere Journal
1799 bezogen Dorothy Wordsworth und ihr Bruder William ein Haus in Grasmere, einem kleinen Ort im Nordwesten Englands, der zum sog. ‚Lake District‘ gehört. Ob Dorothy von Anfang an ein Tagebuch führte, weiss ich nicht. Das sog. Grasmere Journal beginnt am 22. Dezember 1800 und endet am 16. Januar 1803, als Williams frisch geehelichte Frau…
Robert Burns
Ich muss meine Niederlage eingestehen. Ich habe normalerweise kein Problem damit, englische Literatur des 18. Jahrhunderts im Original zu lesen. Ich habe auch kein Problem damit, (nach einer gewissen Eingewöhnungszeit) das schottische Englisch zumindest der Gegend um Edinburgh zu verstehen. Ich habe normalerweise auch kein Problem damit, englische Lyrik zu verstehen, selbst wenn sie vor…
Apuleius: Amor und Psyche
Bei Amor und Psyche handelt es sich um eine Geschichte, die im Rahmen von Apuleius‘ Roman Metamorphosen (seit Augustins De civitate Dei auch bekannt als Der goldene Esel) erzählt wird. Sie wird dort von einer alten Vettel einer jungen Frau erzählt (in Beisein des Ich-Erzählers als Esel), die gerade von Räubern gekidnappt wurde, und hat…
Franz Grillparzer: Weh dem, der lügt!
„‚Trauerspiel‘ heisst es, wenn ein Stück traurig endet; ‚Lustspiel‘, wenn es – nicht traurig endet.“, so oder ähnlich scheint Grillparzer räsonniert zu haben, als er Weh dem, der lügt! ein Lustspiel nannte. Das Publikum – vielleicht auch verwöhnt durch die zeitgenössischen Possen, Zauber- und Volksstücke Raimunds und Nestroys? 1) – schien anderer Meinung zu sein….
Aristoteles: Poetik
Notizen zu einer Vorlesung, oder vielleicht auch zu einem noch zu schreibenden Buch: Diesen Eindruck vermittelt Aristoteles‘ Poetik dem Leser. Der Text wirkt fragmentarisch. Der fragmentarische Charakter der Poetik liegt dabei m.M.n. weniger in der Tatsache begründet, dass Aristoteles von den zu Beginn genannten vier poetischen Textsorten Epos, Tragödie, Komödie, Dithyrambendichtung die letzten beiden dann…
Die Horen 12/1797 – mit einem Rückblick auf 3 Jahre „Horen“-Lektüre
Ich mag Die Horen, ehrlich gesagt, nicht mehr mit ins neue Jahr schleppen, und da die letzte Nummer des Jahres 1797 (und allerletzte Horen-Nummer überhaupt) erst im Juni 1798 in Jena ausgeliefert wurde, bin ich so oder so zu früh dran. Und da an der letzten Horen-Nummer auch nicht viel dran ist, kann ich gleich…