Wilhelm Heinse: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Eine Italiänische Geschichte aus dem sechszehnten Jahrhundert

„und“, nicht „oder“: Selbst gestandenen Literaturwissenschaftern unterläuft der Lapsus in ihren Aufsätzen zu diesem Buch, aber der Titel heisst wirklich Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Vielleicht ist dieser Lapsus ein Zeichen der Unsicherheit, die das Buch im Leser und Interpreten bewirkt, so, wie es ein Zeichen meiner taxonomischen Unsicherheit ist, dass ich das Buch gleich…

»Einen Spiegel hast gefunden, der in allem Dich reflectiert« – Johannes von Müllers Liebesbriefe an ‚Graf Louis Batthyány Szent-Iványi‘ von 1802-1803

Neun Monate lang, von Juni 1802 bis März 1803, schrieb der Wiener Bibliothekar mit Schweizer Wurzeln, Johannes von Müller, feurige Liebesbriefe an einen ungarischen Grafen. Dann brach der Skandal aus. Was war genau geschehen? Johannes (später: von) Müller wurde 1752 in Schaffhausen in der Schweiz geboren. Er starb 1809 in Kassel. Schon früh war dem…

Madame de Staël: De l’Allemagne [Über Deutschland]

De l’Allemagne [Über Deutschland]: Es ist Madame de Staël sehr ernst mit diesem Titel. Tatsächlich will sie nicht mehr und nicht weniger als ein Bild liefern des intellektuellen Deutschland kurz vor und kurz nach der Wende zum 19. Jahrhundert. Das gelingt ihr nur in beschränktem Mass, was wiederum verschiedene Gründe hat. Einmal blendet sie alle…

Karl Philipp Moritz: Reisen eines Deutschen in Italien in den Jahren 1786 bis 1788

Karl Philipp Moritz bereiste Italien praktisch gleichzeitig mit Goethe. Sein Bericht über diese Reise erschien allerdings um einiges früher – und ist auch etwas ganz anderes. Moritz bereist Italien mit der wachen Neugier eines echten Weltenbummlers. Sein Reisebericht hat die Form einer Sammlung von fiktiven Briefen an einen ebenso fiktiven Freund. Nur schon dadurch erzielt…

Die Horen. Jahrgang 1795. Zweites Stück

Kein Zweifel, es ist so, wie orzifar in der Leserunde drüben im Forum festgehalten hat: Wir müssen uns mit der Lektüre der Horen keineswegs beeilen. Die Qualität der Beiträge nimmt sehr rasch ab; künftige Stücke werden wir sicher schneller gelesen haben als die ersten paar. Dem Leser des 21. Jahrhunderts, als rückwärts gewandtem Propheten, will…

Victor Hehn: Italien. Ansichten und Streiflichter

Rund 200 Jahre lang war Italien der Punkt, auf den sich die Sehnsucht der Deutschen richtete. Angefangen hat es wohl mit Winckelmann, der in Rom auf den Spuren der Antike wandelte. Ihm folgte eine Unmenge deutscher Maler und Bildhauer, schliesslich dann Goethe, der der Italien-Sehnsucht seiner Zeit auch im Gedicht „Kennst du das Land, wo…

Die Horen. Jahrgang 1795. Erstes Stück

Kann man eine Zeitschrift 218 Jahre nach ihrem Erscheinen noch so lesen, wie sie damals gelesen wurde? Wenn es eine für die literarische Entwicklung wegweisende Publikation war? So lesen, dass man in monatlichen Abschnitten liest und denkt, d.h., die Artikel auch ein bisschen aufeinander bezieht? Versucht, zu verdrängen, wie es weitergeht – mit der Geschichte,…

Johann Heinrich Merck: Gesammelte Schriften. Band 3: 1776-1777

Ab 1776 arbeitet der Kritiker und Essayist Merck praktisch nur noch für Wielands Teutschen Merkur. Nachdem sich Wieland und Merck zuerst nicht sehr freundlich gegenüberstanden, lernten sie sich sehr rasch gegenseitig schätzen. Eine echte Freundschaft entwickelte sich, und schon 1776 war Merck so etwas wie der Haus- und Starkritiker von Wielands Teutschem Merkur geworden, der…