Begleitband I zu den Beneke-Tagebüchern: »Bürger und Revolutionen«

Der Beiband zu Ferdinand Benekes Tagebüchern unterscheidet sich schon optisch von den eigentlichen Tagebüchern: Broschur statt Leinen und weisser Buchrücken statt roter. Dieser Beiband ist mehr als das übliche Personenverzeichnis (hat es auch) oder gar die übliche Auflösung von rätselhaften Stellen und idiosynkratischen Abkürzungen (hat es auch). Dieser Beiband ist in Tat und Wahrheit ein…

Thomas Wolfe: Die Party bei den Jacks

Bekannt ist Thomas Clayton Wolfe (1900-1938) vor allem und fast ausschliesslich durch seinen Erstling: Schau heimwärts, Engel. Der Erfolg dieses autobiografisch gefärbten Romans hat den 29-Jährigen gleichzeitig motiviert, seinen Job als Professor für Literatur an einem College an den Nagel zu hängen und sich dem Schreiben zu widmen, und ihn derart verschreckt, dass er sich…

Vita Sackville-West: Eine Frau von vierzig Jahren [Family History]

Evelyn Jarrod ist die Frau von vierzig Jahren. Sie stammt aus grossbürgerlichem Haus und hat in ein noch grösseres, noch reicheres hinein geheiratet. Dieses Haus wird mit eiserner Faust und ungeheurem Charisma von einem 75 Jahre alten Patriarchen regiert. Der alte Mann hat das Haus überhaupt erst gegründet. Er kommt von ziemlich weit unten und…

Vita Sackville-West: In Your Garden & In Your Garden Again

Nachdem wir gestern auf grosse Reise gegangen sind, widmen wir uns heute unserem Garten. Schliesslich ist es an der Zeit, ihn für den Winter herzurichten. Gut, ich gebe zu: Ich habe keinen Garten mehr. Und selbst als ich noch einen hatte, habe ich die üblichen Gartenratgeber nie gelesen. Der Garten als kulturelles Phänomen (um es…

Hans Wollschläger: Herzgewächse oder Der Fall Adams. Fragmentarische Biografie in unzufälligen Makulaturblättern

Ich gebe zu, dass ich Wollschläger bis anhin nur als Karl-May-Interpret/Biograf und als Schüler von Arno Schmidt rezipiert habe. Seine Musik (Wollschläger war ausgebildeter Organist und trat auch als solcher auf, wenn ich mich recht erinnere), seine Übersetzertätigkeit und sein eigentliches literarisches Werk sind bisher an mir vorbei gegangen. Obwohl es „technisch“ möglich gewesen wäre…

Holinshed’s Chronicles

Nein, das da im Titel ist kein Deppenapostroph. Als „Holinshed’s Chronicles“ ist im angelsächsischen Raum das Werk bekannt, das ich vor kurzem gelesen habe – „Chronicles“, weil es eine Chronik darstellt, „Holinshed“ nach dem Namen des wichtigsten Beiträgers. (Ausgesprochen übrigens als „Holins-Hed“ …) Viel weiss man nicht über Raphael Holinshed. Er lebte von 1529 –…

William Faulkner: As I Lay Dying [Als ich im Sterben lag]

Vor Jahren las ich eine Sammlung von Faulkners Kurzgeschichten und wurde mit dem Autor und seinem Thema (den Südstaaten) nicht so richtig warm. War ich zu jung oder war’s einfach so der falsche Moment für die falschen Geschichten? Ich beschloss, Faulkner noch einmal zu versuchen – diesmal mit dem 1930 erschienenen Roman As I Lay…

Virginia Woolf

Zu Virginia Woolf habe ich ein gespaltenes Verhältnis. Wie so oft, bin ich auch zu Woolf nicht über literarische Texte gestossen, sondern über ihren Essay A Room of One’s Own. Darin reklamiert sie die Gleichberechtigung für die intellektuelle Frau; eine Gleichberechtigung, die ganz einfach damit beginnen soll, dass auch die Frau ein Zimmer für sich…