Zu Röds „Gott der reinen Vernunft“

Ein vorzügliches Buch, das eine mehr als umfassende Analyse des ontologischen Gottesbeweises bietet (im Gegensatz etwa zu Mackies Buch, das sich mit Gottesbeweisen der unterschiedlichsten Herkunft auseinandersetzt, so auch dem kosmologischen, teleologischen oder moralischen Argument). Diese Beschränkung macht das Buch weniger umfangreich, zeigt aber anhand der zu verschiedenen Zeiten vorgetragenen „Beweise“ die Entwicklung dieser rationalistischen…

Anthony Kenny: Geschichte der abendländischen Philosophie. Band III: Neuzeit

Band III von Kennys Philosophiegeschichte umfasst die Zeit von 1531 (Erscheinungsjahr von Machiavellis Il Principe / Der Fürst) bis 1831 (Hegels Tod). Diese Epoche – vor allem ihre erste Hälfte – zeichnet sich dadurch aus, dass in ihr die ‚Alte Welt‘ definitiv aus den Angeln gehoben wurde. Das kann man ziemlich wörtlich nehmen, indem eine…

Johann Georg Hamann: Sokratische Denkwürdigkeiten

Wir schreiben das Jahr 1759. Hamann ist aus London in die Königsberger Provinz zurückgekehrt. Der Zusammenbruch in England hat bei ihm zu einem Erweckungserlebnis geführt – aus dem Aufklärer Hamann wurde der Christ und Gegner der Aufklärung Hamann, der Magus des Nordens. Seine Freunde Berens und Kant versuchen noch, ihn zurück zu bekehren – erfolglos….

Gottfried Wilhelm Leibniz zur Logik und zur philosophischen Grundlegung von Mathematik und Naturwissenschaft

Band IV der Studienausgabe, die ich zur Zeit mehr oder weniger intensiv durcharbeite, beschäftigt sich mit dem zu seinen Lebzeiten weniger bekannten Aspekt von Leibniz‘ Schaffen: seiner Beschäftigung mit der Logik und der Mathematik, seinen Versuchen, der Naturwissenschaft eine philosophische Basis zu geben. (Diese Studienausgabe erschien zwischen 1965 und 1992 bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft. Leider…

Gottfried Wilhelm Leibniz liest John Locke…

… und kommentiert ihn aus. Nämlich Lockes An Essay Concerning Human Understanding. Leibniz‘ Text ist auf Französisch verfasst und nennt sich Nouveaux Essais sur l’Entendement Humain, was meine Ausgabe übersetzt als Neue Abhandlungen über den menschlichen Verstand. Da hilft der Übersetzer dem Autor bei einem neckischen kleinen Versteckspiel, indem er Leibniz‘ Anspielung auf den Titel…

John Locke: An Essay Concerning Human Understanding / Ein Versuch über den menschlichen Verstand

Mit John Locke wendete sich die Philosophie – zumindest in Grossbritannien – vom Rationalismus eines Descartes ab und dem Empirismus zu. Nicht abstraktes reines Denken bestimmt nach Locke die Wissenschaften, sondern sie haben ihre Grundlage in der Erfahrung. Pierre Gassendis Skeptizismus steht dabei Pate. Gassendi – hierin nicht Aufklärer sondern klassischer Denker der Renaissance –…

Baruch de Spinoza: Die Ethik

Baruch de Spinozas Ethica, ordine geometrico demonstrata erschien 1677, im Todesjahr des Autors, aber postum. Es handelt sich hier um Spinozas Hauptwerk, und der Titel ist irreführend. Denn die Ethik macht nur einen Teil aus, einen kleinen sogar. Tatsächlich umfasst Spinozas Ethik mindestens so viel Erkenntnistheorie oder Religionsphilosophie. Denn auch wenn sich die Philosophie mit…

Antoine Arnauld / Pierre Nicole: Die Logik oder Die Kunst des Denkens (d.i. die „Logik von Port-Royal“)

1662 zum ersten Mal anonym erschienen, in den folgenden Ausgaben (1664, 1668, 1672, 1683) jeweils erweitert, ist dieser Text bekannt geworden als die „Logik von Port-Royal“, nach seinem Entstehungsort. Bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft, übersetzt von Christos Axelos (nach der 5. Auflage, 1685), 2005. Der Text gilt als Musterdokument des Rationalismus, des Versuchs, die Welt nur…

René Descartes: Meditationes de prima philosophia, in qua Dei existentia et animae immortalitas demonstratur

Anselm von Canterbury wird der Descartes der Scholastik genannt. In gewissem Sinn gilt das auch umgekehrt: René Descartes ist der Anselm der modernen Philosophie. Beiden nämlich ist gemeinsam, dass sie versuchen, voraussetzunglos die Grundlage des Denkens zu finden – eine Grundlage auf der sie das menschliche Denken aufbauen können. Anselm untersucht dieserhalb die Frage „Was…

René Descartes: Discours de la méthode pour bien conduire sa raison, & chercher la verité dans les sciences

1637 erschien das erste Hauptwerk Descartes‘ (und im Grunde genommen 2. Fassung der Descartes’schen Philosophie) auf Französisch anonym in Leiden. Auf Französisch, weil das Werk für ein allgemeines Publikum gedacht war. (Descartes war hierin sehr konsequent. Selbst in den Briefen an seine ehemaligen Lehrer am Jesuitenkolleg La Flèche wird Descartes, falls nötig mitten im Satz,…