Josephine Tey: Nur der Mond war Zeuge [The Franchise Affair]

Inspektor Alan Grant, der ansonsten in den meisten Kriminalromanen von Josephine Tey als Ermittler auftritt, erhält in diesem Roman nur eine Art Gastauftritt – was allerdings offenbar genügt, dass The Franchise Affair in vielen Auflistungen als Alan Grant-Roman figuriert. Tatsächlich erscheint der Inspektor nur zu Beginn, als er die beiden verdächtigten Frauen in ihrem Landhaus…

Britische und US-amerikanische Horror-Stories von 1839 bis 2003

Weird Tales lautet der Titel des Buchs, das gerade vor mir liegt. Der Anklang an jene berühmte, zur Pulp Fiction gerechnete Zeitschrift voller Horror- und Grusel-Stories kommt nicht von ungefähr. Denn genau das haben wir vor uns: eine Sammlung von Horror-Stories durch verschiedene Jahrhunderte. Erschienen ist das Buch dieses Jahr (2024) bei der Folio Society…

Sylvia Townsend Warner: Lolly Willowes oder Der liebevolle Jägersmann

Schon ein paar Mal habe ich hier meine Ansicht kund getan, dass für mich das so genannte ‚Viktorianische Zeitalter‘ im Grunde genommen bereits bei Jane Austen beginnt und erst mit Agatha Christie endet. Das gilt vor allem in Bezug auf gewisse Besonderheiten der englischen Gesellschaftsordnung und die damit verbundene Position der Frau. Ausgeprägter als im…

Robert A. Heinlein: Stranger in a Strange Land [Fremder in einer fremden Welt]

Mit diesem Roman schaffte Heinlein den Sprung aus dem Bezirk der reinen Science-Fiction-Literatur in den so genannten Mainstream. Er war bereits ein sehr bekannter Mann in der Science-Fiction-Community, vor allem in den USA natürlich. Nun nahmen ihn auch Nicht-Science-Fiction-Leser wahr. Das alles geschah aber keineswegs plötzlich – im Gegenteil: Im ersten Jahr seiner Existenz verkaufte…

Britische und US-amerikanische Horror-Stories von 1839 bis 2015

Anlass zu dieser Sammelbesprechung ist die dieses Jahr bei der Folio Society in London erschienene Anthologie The Folio Book of Horror Stories. Als Herausgeber zeichnet Ramsay Campbell. Von ihm stammt auch eine der Stories in diesem Buch. Die Anthologie enthält nur britische und US-amerikanische Autoren und Autorinnen; vielleicht habe ich jemand kanadischen Ursprungs übersehen –…

Michelle Steinbeck: Mein Vater war ein Mann an Land und im Wasser ein Walfisch

Eigentlich hatte ich nicht die Absicht, irgendeines der Bücher zu lesen, die auf der Longlist des diesjährigen deutschen Buchpreises zu finden sind. Und schon gar nicht dieses Buch. Junge Frauen, die über junge Frauen schreiben, die an einem übermächtigen oder an einem völlig abwesenden Vater leiden, sind mir nicht erst seit Zoë Jenny ein Graus;…

Arthur Machen: Die leuchtende Pyramide

In der ausgedehnen und fast unübersehbaren englischen Literatur ist Machen ein «kleiner» Dichter. Ich erkläre sofort, daß diese zwei Worte ihn nicht abwerten wollen. Ich habe ihn einen Dichter genannt, weil sein in sehr geschliffener Prosa abgefaßtes Werk jene Intensität, jenes Einsam-Sein besitzt, wie sie der Poesie eigen. Ich habe ihn «klein» genannt, weil ich…

Cthulhu als Beispiel des „Supernatural Horror“

Supernatural Horror in Literature lautet ein kurzer nicht-fiktionaler Text, den H. P. Lovecraft zuerst 1927 und dann in erweiterter Form nochmals 1933 veröffentlicht hat. Das meiste davon ist reine Literaturgeschichte, Aufzählung von Autoren und Texten, die Lovecraft zum Genre des übernatürlichen Horror zählt, meist verbunden mit einer kurzen Inhaltsangabe. Es sind meist bekannte Namen darunter…

H. P. Lovecraft: The Dream-Quest of Unknown Kadath

Howard Phillips Lovecraft (1890-1937) gilt als Meisterschüler eines Edgar Allan Poe, eines Lord Dunsany, eines Arthur Machen. Der subtile, übernatürliche Horror ist seine Spezialität. Als seine Schüler wiederum gelten Jorge Luis Borges, aber auch Henry James‘ „The Turning of the Screw“ verrät ein Studium Lovecraft’scher Erzeugnisse. Last but not least lernte auch der deutsche Liebhaber…