John Dos Passos: U.S.A. – The 42nd Parallel [Der 42. Breitengrad]

Schon nach wenigen Seiten Lektüre – ich erinnere mich gut – habe ich stirnrunzelnd Band I der Jahrestage von Uwe Johnson zugeklappt. Die Konstruktion von Johnsons Roman erinnerte mich an etwas. Ziemlich bald ging das klassische Lämpchen Daniel Düsentriebs über meinem Kopf an: Das ist praktisch derselbe Aufbau wie der, den John Dos Passos in…

Uwe Johnson: Jahrestage IV

Enttäuscht bin ich dieses Mal nicht, eher überrascht davon, dass Uwe Johnson trotz der zehn Jahre Pause, die zwischen dem dritten und dem vierten (letzten) Band der Jahrestage liegen, im Vergleich zu eben dem dritten Band, an der grundlegenden Konstruktion des Romans für Band IV so wenig geändert hat. Ich kann mir das nur so…

Uwe Johnson: Jahrestage III

Nachdem der Gedanke, die Jahrestage in einem Band zu veröffentlichen, schon früh aufgegeben wurde angesichts der schieren Menge an Material, das Uwe Johnson verarbeiten wollte, können wir hier nun miterleben, wie auch die darauf folgende Idee einer Publikation in drei Bänden grandios zusammenkracht. Schuld daran hat wohl die Schreibblockade, die von Johnson Besitz ergriff und…

Ruth Rehmann: Illusionen

1958 las Ruth Rehmann aus einem Kapitel dieses Romans an der Tagung der Gruppe 47. Sie landete damit schließlich auf dem zweiten Platz – der Preis der Gruppe ging an einen jungen Mann, den man bisher eigentlich nur als Lyriker kannte und als Bildhauer: Günter Grass mit seiner Blechtrommel. Als sie im folgenden Jahr den…

Uwe Johnson: Jahrestage II

Mit dem II. Buch hat Uwe Johnson seinen Erzählrhythmus endgültig gefunden. Tag um Tag erzählt er aus dem Leben von Gesine Cresspahl in New York, beginnend mit dem 20. Dezember 1967 bis zum 19. April 1968. In diesem Zeitraum liegt das Weihnachtsfest (über dessen kitschige US-amerikanische Version sich Gesine immer noch wundert, während die Oster-Feiertage…

Uwe Johnson: Jahrestage I

Vorschusslorbeeren sind so eine Sache … Und dieser Roman hat unterdessen für jemand, der sich erst noch dran wagen will, so viele erhalten. Zunächst überschlug sich das Feuilleton, später auch die Germanistik. Dennoch habe ich bis jetzt einen Bogen darum herum gemacht, hätte es wohl auch weiterhin, wenn nicht auf Mastodon zwei mir als sehr…

Nicole Seifert: »Einige Herren sagten etwas dazu«. Die Autorinnen der Gruppe 47

Hans Werner Richter war Spiritus Rector und Kopf jener Gruppe von Schriftsteller:innen, die sich 1947 zum ersten Mal traf und dann auch diese Jahreszahl im Namen beibehielt, also der „Gruppe 47“. („Gruppe“ deshalb, weil es nie festgeschriebene Statuten gab oder gar eine Eintragung als Verein, man war und wollte bleiben eine lose Gruppe.) Richter lud…

Ingeborg Bachmann / Max Frisch: »Wir haben es nicht gut gemacht.«

Gut editierte und gut kommentierte Ausgaben von Briefwechseln, pflege ich jeweils zu sagen, können eine Biografie ersetzen. Dass ich dabei in erster Linie an Gesamtausgaben von Briefen eines Autors / einer Autorin denke, versteht sich hoffentlich von selbst. Der Briefwechsel nur von zwei Briefpartnern kann zwar eine ähnliche Funktion erfüllen, ist aber problematischer, insbesondere, wenn…

Max Frisch: Aus dem Berliner Journal

1973 kaufte sich Max Frisch eine Wohnung in Berlin und zog dahin um, zusammen mit seiner damaligen Frau Marianne. Er begann gleich nach dem Umzug damit, ein weiteres Tagebuch zu schreiben. Eine Veröffentlichung war – zumindest zu Beginn – immer schon vorgesehen; später legte Frisch seinen Testaments-Vollstreckern allerdings eine Wartezeit von 20 Jahren nach seinem…